26.04.11

Kapitel 2: That I had not really expected






Ich nahm Anlauf, sprang auf das Trampolin, wurde durch die Luft gewirbelt und landete locker auf der Spitze der Pyramide. Ungefähr fünf Sekunden hielten wir es aus, dann spürte ich, wie es gefährlich unter mir zu schwanken begann. Kurz warf ich einen Blick nach hinten und ließ mich schließlich einfach zurückfallen – ich wurde von unserem Backman aufgefangen. Und zum Glück bin ich frühzeitig abgesprungen, denn unten knickte Janine mit dem Fuß ein und die ganze Pyramide klappte zusammen. Vor mir war nun ein großer Haufen voller stöhnender Mädchen.
„WAS WAR DAS DENN FÜR EIN AUFTRITT?“, brüllte Coach Silvester quer durch die Halle, dass selbst die Wände zitterten. „IN ZWEI TAGEN SIND STÄDTISCHE MEISTERSCHAFTEN UND IHR LEGT MIR HIER SO EINE PERFORMANCE HIN? UM EUCH DUMMKÖPFE NOCHMAL DARAN ZU ERINNERN: WENN.IHR.NICHT.GEWINNT, KÖNNEN. WIR. DIE .REGIONALEN. MEISTERSCHAFTEN. VERGESSEN!!“ In meinen Ohren war ein merkwürdiges Rauschen, was wohl von ihrem Gebrüll verursacht wurde. Janine tat mir im Moment am meisten Leid, weil sie gerade von Sue so richtig zum Affen gemacht wurde. Ich seufzte und trat vor – als Kapitän war es meine Pflicht, meine Cheerios vor dem Monster unserer Lehrerin zu retten.
„Coach…“
„KLAPPE, ODER DU KOMMST VON DER SPITZE RUNTER!“ Ich zog den Kopf ein, warf Janine einen entschuldigenden Blick zu, der auch so viel heißen sollte, wie habs versucht oder so. Sie nickte kaum merklich und kniff dann sofort wieder die Augen zusammen, als Silvester wieder so einen Schreianfall bekam. Nachdem wir schließlich noch zehn Runden um den Sportplatz laufen mussten, durften wir uns umziehen. Total verschwitzt und ganz außer Atem betrat ich die Jungenkabine und war, wie immer, alleine. Ätzend zwängte ich mich aus meiner Uniform, die praktisch an meiner Haut klebte und sprang danach sofort unter die Dusche. Zuerst duschte ich mich kalt ab, um meine Überhitzte Haut abzukühlen, dann folgte warmes Wasser, was zur Entspannung diente. Das war eben mein übliches Training nach der Schule, nur das unser Coach zurzeit oft gereizt war. Natürlich lag das an dem Stress, denn, wie sie schon sagte, in zwei Tagen sind städtische Meisterschaften. Wenn wir die gewinnen, gehen wir zu den regionalen Meisterschaften.. Folgen würden die Landesmeisterschaften, Nationalmeisterschaften, die Internationalenmeisterschaften und schließlich die Weltmeisterschaften Aber bis dahin war es noch ein langer Weg. Zuerst mussten wir das Ding am Samstag gewinnen!

„Kurt, sitzt du neben mir?“, fragte mich Lisa und lächelte dabei unschuldig. Ich lächelte schief zurück.
„Ich sitze heute alleine, muss noch die Choreo und so was im Kopf durchgehen. Solltest du auch mal versuchen“, antwortete ich mit einem zwinkern. Sie nickte schnell, lächelte noch kurz und setzte sich dann auf einen der Plätze im Bus. Ich selber setzte mich nach ganz hinten, meine Cheerleadertasche auf die drei Plätze neben mir gelegt. Tatsächlich ging ich noch kurz unsere Tänze und alles durch, doch das klappte alles bestens. Es war Sonntagmorgen und wir waren auf den Weg zu den Regionalen Meisterschaften. Letzte Woche hatten wir die Städtischen locker gewonnen, aber jetzt ging es erst richtig los. Ich meine.. Die anderen Mannschaften in Lima waren einfach nur Grottenschlecht, da war es kein großes Ding, das wir gewonnen hatten. Jetzt kamen aber Mannschaften aus ganz Ohio und die waren schon wesentlich besser. Natürlich nicht besser als wir, aber besser als unsere alten Gegner.

Als wir in unserem Hotel ankamen, war es 6:00 Uhr Morgens. Eigentlich ziemlich spät für Coach Silvester, aber besser für uns. Ich konnte vorhin wenigstens bis um 4 Uhr schlafen.
„Hummel, herkommen“, bellte unser Coach mir zu. Ich seufzte, legte meine Tasche auf den Boden und kam Müde auf sie zu.
„Coach?“
„Du teilst dir dein Zimmer mit einem anderen Jungen. Seit diesem bescheuerten Glee Club haben wir nicht mehr so viel Geld zu Verfügung, um dir ein Einzelzimmer zu besorgen, deswegen war ich gezwungen, dich in ein Zweierzimmer zu verfrachten. Das kostet nur die Hälfte, also hier.“ Sie warf mir einen Schlüssel zu, den ich angepisst auffing. Na Klasse! Jetzt durfte ich mir mein Zimmer auch noch teilen! Die Welt war ungerecht! Kurz warf ich einen Blick auf den Schlüssel. Er hatte die Nummer 428. Als ich an die erste Tür sah, die mir entgegen kam, blinkte mir eine goldene 4 entgegen. Ich stöhnte schon wieder auf. Mein Zimmer war also im letzten Stock und Silvester hatte es uns strickt verboten, den Aufzug zu nehmen. Also hievte ich mir meine Tasche wieder über die Schulter und fing an, Treppen zu steigen.
30 Minuten später und wieder vollkommen außer Atem kam ich schließlich ganz oben an. Ich stand in einem winzig kleinen, viereckigen Flur, auf dem es nur drei Zimmer gab. Also wenn die Zimmer genauso klein sind, dann.. Uff. Bei dem Zimmer mit der 429 schien noch niemand zu sein, genauso wie bei der 430. Lustlos schloss ich meine Tür auf und sah mich mit großen Augen in dem Zimmer um. Wow! Mit allem hätte ich gerechnet, nur damit nicht! Das Zimmer war unglaublich! Die Wände waren Dunkelrot gestrichen, der Boden war laminiert und in einer kleinen Ecke stand eine Couch, ein Fernseher, ein Schreibtisch und so was eben. Es gab auch zwei Schränke; vielleicht etwas klein, aber würde schon passen. Bis jetzt fand ich mein Hotelzimmer einfach unglaublich, bis ich ins Schlafzimmer kam. Mir stockte der Atem. Doppelbett. Das konnten sie mir nicht antun! Ich sollte eine halbe Woche mit einem Jungen in einem Bett schlafen? Hölle, nein! Da würde ich lieber zu den Mädels ziehen! Warum… Ah, jetzt machte es Klick bei mir. Seufzend setzte ich mich aufs Bett und sah wütend an die Wand vor mir. Wenn sie mich in ein Zimmer mit den Mädchen gesteckt hätten, könnte ja etwas passieren. Bei zwei Jungs ist das natürlich nicht möglich..
„Fuck“, fluchte ich und zog meine Decke vom Bett. Dann würde ich eben auf der Couch schlafen, mir egal! Wütend pfefferte ich meinen Koffer in eine Ecke, legte mich auf die Couch und zog mir die Decke über. Mit gerunzelter Stirn schlief ich ein.

Ich wurde erst wieder wach, als Sonnenstrahlen mich im Gesicht kitzelten. Grummelnd wollte ich mich umdrehen, doch ich hatte vergessen, dass ich nicht Zuhause war, also rollte ich mich aus versehen vom Sofa. Mit einem lauten Knall landete ich auf dem Boden.
„Warum hast du auch hier geschlafen? Selber schuld“, sagte mir eine zu gut bekannte Stimme. Ich kniff die Augen zusammen. Jetzt träumte ich auch noch von diesem komischen Kerl! Hatte ich in den vergangen zwei Wochen nicht oft genug an ihn Gedacht?
„Was willst du hier?“, fragte ich verschlafen und öffnete meine Augen. Er war es tatsächlich! Grinsend hielt er mir eine Hand hin, die ich zögerlich nahm. Mit einem Ruck zog er mich hoch und ich war verwundert, wie stark er war. Er zog mich hoch, als ob ich ein Fliegengewicht wäre.
„Ich schätze, du bist der Zimmerpartner von den Cheerleadern, von dem mir erzählt wurde“, sagte er in einem belustigten Unterton. „Ich bin…“
„Moment“, unterbrach ich ihn und sah ihn zweifelnd an. „Du bist die nächsten drei Tage mein Zimmerpartner?“ Er zuckte mit den Schultern.
„Sieht wohl so aus.“ Ich stöhnte genervt auf und ließ mich wieder auf die Couch fallen. Er sah mich fragend an.
„Was ist?“
„Schon unser Schlafzimmer gesehen?“ Der Typ drehte sich kurz um, sah durch die Tür und brach dann in einem Lachanfall aus. Ich starrte ihn an, als ob er verrückt wäre.
„Also ich finde das überhaupt nicht lustig“, sagte ich eingeschnappt. „Ich werde mit keinem anderen Kerl in einem Bett schlafen!“ Der Kleine grinste mich breit an, so, das ich jeden seiner strahlend weißen Zähne sehen konnte.
„Da ist wohl jemand verdammt Hetero, was?“ … Ich sagte gar nichts, wandte den Blick ab und verzog das Gesicht. Auch wenn ich vielleicht manchmal das totale Arschloch war, war ich ehrlich. Lügen tat ich nur sehr, sehr ungern und wenn, dann nur in Notfällen. Also behielt ich mein Schweigen und sah auf die Uhr. Und bekam fast einen Herzinfarkt.
„Scheiße! Schon so spät? Ich muss mich fertig machen!“ Mit einem Satz sprang ich auf und rannte ins Badezimmer. Ich duschte in Rekordzeit, machte meine Haare und schlüpfte in mein Cheerio-Outfit. Als ich aus dem Badezimmer kam, sah ich, wie der Junge seine Sachen gerade in den Schrank räumte.
„Verrätst du mir jetzt eigentlich deinen Namen, wenn wir schon gezwungen werden, zusammen zu wohnen?“, fragte ich und ein leicht ungeduldiger Ton war in meiner Stimme, da ich schon verdammt spät dran war. Er drehte sich zu mir um, kam auf mich zu und hielt mir die Hand hin.
„Blaine Anderson, und du bist..?“
„Kurt Hummel, freut mich.“ Ich schüttelte seine Hand kurz und irgendwie hielt ich sie länger fest, als es nötig gewesen wäre. „Also, Blaine, tut mir Leid, aber ich muss jetzt los. Wir sehen uns später.“ Ich zwinkerte ihm zu und setzte dann wieder zu einem Sprint an, um die Treppen hinunter zu düsen.
Als ich in der Halle des Hotels ankam, wurde ich gleich erstmal zusammengetaucht, doch das nahm ich einfach so hin. Das ganze Training über grinste ich und war sogar besser als sonst. Blaine Anderson also..

„So Mädels, heute Abend machen wir die Stadt unsicher“, rief ich freudig in die Runde. Wie erwartet stimmten sie mir alle zu und zehn Minuten später gingen wir durch die dunkeln Straßen von Columbus. Wir lachten, pöbelten Leute an und führten uns auf wie die Kings. Also wie immer eben. Ich hatte entschieden, dass wir alle unsere Outfits anzogen, das Stärkte die Gruppengemeinschaft.
„Ah, Kurt und seine Cheerios“, hörte ich dann wieder diese süß verhasste Stimme hinter mir sagen. Mit einem grinsen und jeweils einem Mädchen an jeder Seite drehte ich mich um.
„Blaine in seinem Spießeranzug“, erwiderte ich nur, als ich sah, dass er und seine beiden Freunde neben ihm in den Schuluniformen steckten. Er flüsterte zu den beiden Jungen etwas zu, woraufhin die nur misstrauisch nickten und sich dann verzogen. Ich sah ihn fragend an und sah dann zu Taylor und Santana an meiner Seite.
„Mädels? Ihr könnt schon Mal vorgehen, ich komme gleich nach.“ Taylor nickte sofort, ließ meinen Arm los und ging zu den anderen, die, wie ich es ihnen gesagt hatte, weitergingen. Santana jedoch sah Blaine angriffslustig an.
„Er ist nicht schwul, merk dir das!“ Provozierend drückte sie mir einen Kuss auf die Lippen. Ich ließ das einfach über mich gehen, lächelte sie gequält an, als sie mich wieder freigab und seufzte erleichtert auf, als sie zu den anderen ging. Blaine lächelte mitfühlend.
„Du bist kein sehr guter Schauspieler“, sagte er. Ich schnaufte.
„Was soll das denn bitteschön heißen?“ Ich wusste seit meinem zwölften Lebensjahr, das ich schwul war und knutschte seit dem nur mit Mädchen rum und tat so, als wären Brüste das größte auf der Welt. Und der Kerl behauptete jetzt ernsthaft, ich wäre kein guter Schauspieler?! Blaine schüttelte einfach nur den Kopf.
„Entweder du kommst nicht damit klar oder du verstellst dich absichtlich so.“ Ich war verwirrt. Wovon laberte der da eigentlich?
„Hör zu, ich hab echt keine Ahnung, was du meinst und es ist mir eigentlich egal. Ich kenne dich nicht und du kennst mich nicht. Du hast mein Shirt ruiniert, dann habe ich dich beim Shoppen getroffen und plötzlich soll ich ein Bett mit dir teilen!“ Blaine blitzte mich wütend an.
„Hast du ganz ganze schon Mal aus meiner Sicht gesehen? Du rennst gegen mich, tauchst in meiner Stadt auf und zwei Wochen später finde ich dich schlafend auf der Couch von meinem Hotelzimmer! Und außerdem führst du dich hier auf, als ob du dir alles erlauben könntest!“ Das war doch jetzt die Höhe! Was wollte der von mir?
„Dann kann ich mir eben alles erlauben! Was geht dich das an? Verdammt nochmal, du kennst mich nicht!“
„So jemanden wie dich will ich auch gar nicht kennen! Komm erst Mal mit dir selbst klar und hör auf so widerlich eingebildet zu sein!“ Er schüttelte den Kopf und ging dann den Weg zurück zum Hotel.
„Da ich ja so mega Eingebildet bin kannst du auf der Couch schlafen! Ich bekomme das Bett!“, schrie ich ihm hinterher. Blaine drehte sich beim gehen um, grinste mich schadenfroh an und zeigte mir den Mittelfinger. Mein Mund klappte auf. Was bildete sich dieser reiche Schnösel eigentlich ein?


„Und das waren die Cheerios von der William McKinley Highschool aus Lima!“ Keuchend und mit einem Showbizlächeln sah ich ins Publikum, das uns wie wild bejubelte. Zufrieden ging ich auf die Bänke zu, schnappte mir ein Handtuch, welches ich mir um die Schultern legte, und setzte mich. Ein Auftritt mitten in der Nacht!
„Jetzt, in der Pause, sehen wir einen kleinen Auftritt von den Dalton Academy Warblers“, rief der Ansager. Ich sah verwundert auf, als plötzlich die ganze Halle dunkel wurde. Was ging jetzt ab?

Now this is not the time or the place
for a broken-hearted,
'cause this is the end of the rainbow
where no one can be too sad.”

Ich stutzte, als die Musik (Mein totales Lieblingslied!) einsetzte und ich Blaines Stimme hörte. Er war Leadsänger? Ich hatte ja vermutet, dass er in diesem Club war, aber dass er die Hauptstimme hatte, hätte ich nicht gedacht. Und er sang eigentlich wirklich gut.

„No I don't wanna leave
but I must keep moving ahead
'cause my life belongs to the other side
behind the great ocean's waves.”

Das Licht ging wieder an und da standen sie dann. Die WARBLERS. Die Aufstellung sah aus wie ein Dreieck, mit Blaine an der Spitze. Plötzlich musste ich schmunzeln. Ich war doch auch an der Spitze..

„Bye bye, Hollywood Hills
I'm gonna miss you, where ever I go
I'm gonna come back to walk these streets again
Bye bye, Hollywood Hills forever.”

Als die rockige Musik anfing, fingen auch die anderen an auf der Fläche wild umher zu tanzen. Blaine ließ immer wieder seinen Blick durch den Zuschauerraum schweifen, bis er meinem Blick begegnete.

„Thank you for the morning walks on the sweet sunset
And for the hot night moments
For the fantasy in my bed.”

Ich zog eine Augenbraue hoch, als er mich angrinste, als er diese Strophe zu Ende  gesungen hatte. Vorhin mich noch als Eingebildet bezeichnen und jetzt mit mir flirten? War das überhaupt flirten? Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich zurück.

„I take part of you with me now
and you won't get it back
and a part of me will stay here,
you can keep it forever, dear.”

Auf eine Art und Weise faszinierte mich der Junge. Er war charmant, süß, sah gut aus und hatte genug Mumm, mir die Meinung zu sagen. Noch dazu schien er auch der.. Kapitän seiner Mannschaft zu sein und – hey! – ich bin schwul! Warum nicht herausfinden, ob das Goldkehlchen es auch war?

„Bye bye, Hollywood Hills
I'm gonna miss you, where ever I go
I'm gonna come back to walk these streets again
Remember that we had fun together.

Bye bye, Rodeo Girls
I'm gonna love you, where ever I go
I'm gonna come back so we can play together
Bye bye, Hollywood Hills forever.”

Ob die anderen wohl merkten, wie ich Blaine anstarrte? Plötzlich bemerkte ich, dass es mir egal war. Dann starrte ich ihn eben an! Taten das nicht alle? Wusste ich überhaupt, was ich gerade tat? Quinn wusste, dass das mein Lieblingssong war, also wusste es die ganze Schule. War es dann nicht verständlich, das ich so genau zuhörte? Und den Leadsänger anstarrte?

„Long distance love doesn't work
All the miles in between getting naughty
No I don't wanna go
I don't wanna go.”

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Blaine war der perfekte Junge für meine erste große Liebe. Klar, ich wusste, so was konnte man nicht steuern, aber seit unserem ersten Treffen sprühten Funken zwischen uns. Was es genau war, wusste ich nicht, aber ich würde es herausfinden!

„Bye bye, Hollywood Hills
I'm gonna miss you, where ever I go
I'm gonna come back to walk these streets again
Bye bye...

Bye bye, Hollywood Hills
I'm gonna miss you, where ever I go
I'm gonna come back to walk these streets again
Remember that we had fun together

Bye bye, Rodeo Girls
I'm gonna love you, where ever I go
I'm gonna come back so we can play together
Bye bye, Hollywood Hills forever

Hollywood Hills forever, yeah
Hollywood Hills forever.”


Später, so um 3 Uhr Nachts, war die erste Runde fertig und die WMHS war natürlich morgen in der zweiten Runde dabei. Erschöpft von dem Tag lief ich wieder die Treppen hoch und kam restlos ausgepowert oben an. Als ich die Tür aufschloss, sah ich gerade noch, wie sich Blaine sein Hemd zuknöpfte. Als er mich sah, lächelte er freundlich.
„Ihr wart echt gut.“ Ich wollte so etwas wie ich weiß oder so sagen, aber ich verkniff es mir.
„Danke, ihr.. auch.“ Verwirrt schüttelte ich den Kopf und ging ins Badezimmer, um mich abzuduschen. Hatte ich mich eben wirklich bedankt? Das konnte doch nicht richtig sein. Und ich hatte Blaine sogar ein Kompliment gemacht! Eindeutig, da stimmte etwas nicht. Grübelnd zog ich mir meinen schwarzen Schlafanzug an und ging wieder raus. Blaine lag in unserem Bett und grinste mich an.
„Ich hab dir gesagt, dass ich nicht auf dem Sofa schlafen werde.“ Sprachlos sah ich ihn an. Er.. Er tat nicht das, was ich ihm gesagt hatte? Ein schiefes grinsen bildete sich plötzlich auf meinen Lippen.
„Das werde ich auch nicht, also rück zur Seite.“ Unglauben spiegelte sich in seinem Blick wieder, als ich meine Bettdecke von Sofa wieder zum Bett schliff und mich dann auf meine Seite legte.
„Du bist echt ein Sturkopf, weißt du das?“ Unschuldig sah ich ihn an, als ich mir die Decke überzog.
„Ja, das weiß ich. Eine gute Nacht wünsche ich dir und bleib bloß auf deiner Seite!“ Ich drehte ihm den Rücken zu und schloss die Augen. Hinter mir hörte ich noch ein leises lachen, dann knipste er das Licht aus.
Eins stand jedenfalls fest; Ich wollte die Freundschaft von diesem Jungen.. Und ich bekam immer das, was ich will!

25.04.11

Kapitel 1: Your damn name!




„Hey Kurt, was machen wir heute?“, fragte mich Santana und klimperte aufreizend mit ihren Wimpern. Ich musste mir ein Stöhnen unterdrücken. Was wollten die heute alle von mir?
„Ich weiß noch nicht. Vielleicht fahre ich Shoppen oder so“, antwortete ich abwesend und lehnte mich gegen die Wand der Turnhalle. Unsere Klasse hatte heute Coach Silvester in Sport und wir Cheerios mussten nichts machen. Wie immer.
„Soll ich Britt, Quinn und den anderen bescheid sagen? Dann fahren wir alle zusammen!“ Darauf hatte ich eigentlich wieder die geringste Lust, aber wenn ich verneinen würde, würden die es alleine machen und eventuell über mich reden, also..
„Klar, das wird lustig. Ich fahre.“ Santana winkte Brittany zu sich und erzählte es ihr sofort. Ich stand weiter dort rum und starrte Löcher in die Luft, bis Britt ihren Kopf auf meine Schulter legte. Mein erster Instinkt war, sie von mir zu stoßen, doch ich hörte nicht auf meinen Impuls.
„Ich darf doch vorne, neben dir sitzen, oder?“, fragte sie unschuldig und blinzelte zu mir hoch. Ich öffnete den Mund, um zu antworten, doch ich wurde von Santana unterbrochen.
„Ich sitze neben ihm!“ Ich seufzte innerlich auf. Jetzt fingen sie wieder an zu streiten – wegen mir!
„Quinn sitzt neben mir“, sagte ich gelangweilt und beobachtete desinteressiert, wie die anderen von Silvester immer wieder durch die Halle gejagt wurden.
„Aber..“, fing Brittany an, verstummte jedoch sofort. Sie wusste eben, dass man gegen mich nicht ankam.
Als die Stunde für fertig erklärt wurde, verschwand ich ohne jedes weitere Wort aus der Halle. Umziehen musste ich mich nicht, da ich mein Cheerio-Outfit nicht ausgezogen hatte. Alleine ging ich durch die Gänge der Schule – auf dem Weg zur Cafeteria. Die anderen machten mir freiwillig Platz. So war das eben an der Spitze. Man konnte sich einfach alles erlauben. In der Cafeteria setzte ich mich wie üblich an meinen Stammtisch. Den Tisch der Coolen. Footballspieler und Cheerios.
„Hey Kurt“, begrüßte mich Finn, mein Stiefbruder. Ich lächelte ihn an und nickte nur, eher ich mich neben ihm niederließ. Auch er war ein Mittel zum Zweck; Wieder der Zweck, beliebt zu werden (was ich heute, erfolgreich, bin). Als ich erfahren hatte, dass seine Mutter verwittert war, hatte ich einfach ein paar Sachen ins Rollen gebracht und ehe ich mich versah datete mein Vater seine Mutter, meine jetzige Stiefmutter. Als sich das rumgesprochen hatte, hatte sich sowohl sein, als auch mein Ruf verbessert. Er hatte den Kapitän der Cheerleader und ich den Quarterback der Footballspieler als Bruder. Nur leider war Finn immer noch in diesem lächerlichen Glee Club und zu allem übelst auch noch mit dieser Berry zusammen, deshalb musste ich aufpassen, dass er nicht noch mehr abrutschte, denn eigentlich hielt ihn nur sein Aussehen und mich an der Spitze der Schule. Ja, eigentlich sah Finn ganz.. süß aus. Aber er war mein Bruder und eigentlich so überhaupt nicht mein Geschmack. Ich stand nicht so auf größere. Plötzlich schoss mir in den Kopf, dass dieser Junge von Samstag kleiner gewesen war als ich! Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Wie kam ich jetzt darauf?
„Kurt, wohin fahren wir denn?“, fragte Quinn, die sich lächelnd neben mich setzte. Ich sah sie verwirrt an.
„Was meinst du?“
„Ähm.. Santana und Brittany erzählen jedem, das wir vier heute Shoppen fahren, also..“ Ach ja, das hatte ich wieder voll vergessen! Heute war definitiv nicht mein Tag.
„Ach so.. Was hältst du von..“ Ja, wohin? Hier in Lima kannte ich alle Läden auswendig, etwas Neues musste mal wieder her… „.. Westerville?“ Was?! Hatte ich das jetzt wirklich vorgeschlagen? Wie kam ich überhaupt darauf? Ich musste dringend zum Arzt.. Quinn nickte strahlend.
„Das hört sich Klasse an!“ Nun kamen auch die anderen Cheerios und den Rest der Footballer. Manche aßen, manche quatschten, nur ich hing meinen Gedanken nach. Meine Gedanken kreisten schon wieder um diesen Jungen.
B.. Brian? Bastian? Boris? Was interessierte mich eigentlich auch sein Name? Was wusste ich eigentlich von ihm? Nur, das er in.. in.. Scheiße! Der Typ wohnte in Westerville! Aber.. warum eigentlich nicht? Vielleicht sah ich ihn ja auch wieder?.. Warum wollte ich ihn eigentlich wieder sehen? Ich kannte ihn doch gar nicht! Himmel…
„Sag Mal Quinn..“, fing ich leise und mit gerunzelter Stirn an. „Kennst du eine Schule in Westerville?“ Sie sah mich kurz überrascht an und überlegte dann.
„Ja, natürlich“, murmelte sie leise und warf mir einen entschuldigen Blick zu. „Unserer Gegner bei den Sectionals  kommt aus Westerville.. Eine Jungenschule, Dalton oder so.“
„Ja, das sind die Warblers“, schaltete sich nun auch Finn wieder ein. Mein Stirnrunzeln vertiefte sich. Eine Jungenschule, auch mit so einem komischen Club? Na das konnte ja heiter werden..
„Also Kurt, was ziehen wir an? Wir müssen doch alle farblich zueinander passen, wenn wir nachher ausgehen.“ Santana beugte sich über den Tisch zu mir, damit ich ihr total in den Ausschnitt gucken konnte. Das letzte Wort betonte sie sogar extra noch, damit die anderen Mädels neidisch aufseufzten und die Jungs mir neidische Blicke zuwarfen. Ich grinste sie einfach nur an und verzog keine Miene.
„Auf keinen Fall Orange! Das ist die No-Go Farbe diesen Sommer! Schwarz-Weiß ist wieder in! Also ich würde sagen, ihr Mädchen zieht kurze, weiße Kleider mit schwarzen Schuhen und ich eine schwarze Hose mit weißem Hemd an!“ Wieder ging ein bewunderndes Raunen durch die Leute.
„Kurt, darf ich auch mitkommen? Ich will dich auch in einem Hemd sehen“, sprach mich Taylor, auch eine Cheerleaderin, an. Ich zwinkerte ihr zu.
„Vielleicht ein anders Mal, Babe, mein Wagen hat nur vier Plätze.“ Sie nickte bedauernd und aß weiter ihren Salat (mehr durften wir, als Cheerleader, nicht essen).
„Alter, wie schaffst du es, das diese ganzen Chicks mit dir ausgehen wollen?“, fragte Puckerman mich hinter Finns Rücken. Ich lächelte hinterhältig.
„Geheimnis.“ Er grinste und wandte sich dann auch wieder seinem Essen zu.
Dann war es soweit ruhig am Tisch und ich hing wieder meinen Gedanken nach.. Doch woran dachte ich eigentlich? Es war eine gähnende leere in meinem Kopf –fast schon beängstigend! Also ging ich einfach nochmal meine Englischvokabeln durch. Warum auch nicht?

„Mom? Ich fahre gleich mit den Mädels Shoppen“, rief ich, als ich die Treppen rauf gerannt kam. Ich war kurz unten in meinem Keller gewesen, um mich umzuziehen. Und um nochmal auf das ‚Mom’ zurückzukommen.. Ja, es festigt die Dynamik zwischen mir und Finn, wenn wir die gleiche Frau unsere Mutter nennen, auch wenn Carole niemals den Platz von meiner einnehmen wird. Mama oder Mom ist eben auch nur ein Wort, aber ob man es so meint ist eine andere Sache.
„Ach Schatz, warum bringst du deine Freundin nicht mal mit hierher?“, antwortete sie mir aus der Küche. Ich runzelte kurz die Stirn, während ich in meine weißen Stiefel schlüpfte. Meine Freundin? Klar musste sie das Denken, immerhin ging ich zu Mädchen-Sleepovers, Partys von Mädchen (wo natürlich auch andere Jungs dabei waren), ging mit Mädchen aus.. Welche Frau würde da nicht denken, dass der Sohn eine Freundin hat?
„Vielleicht“, antwortete ich einfach nur knapp, nahm meinen Schlüssel von der Kommode und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Gedanklich war ich bei den Worten von Carole. (Ich dachte in letzter Zeit eindeutig zu viel nach!) Ich hatte schon öfters nachgedacht, mir eine Scheinfreundin anzulegen. Ehrlich gesagt hätte ich da überhaupt kein Problem damit gehabt, einem Mädchen vor der gesamten Schule einen fetten Kuss zu geben, um mein Image aufzupumpen, aber man kennt ja Mädchen.. Die wollen einen immer den Eltern vorspielen, fangen an zu klammern, werden wegen jeder scheiße Eifersüchtig.. Und wollen später Sex! Und genau das ist mein Problem! Ich meine.. Tut mir Leid, aber selbst wenn das heißeste Model über mir liegen würde, würde sich bei mir nichts regen.. Obwohl – doch! Vielleicht würde mein Magen das nicht mitmachen und ich würde der Tussi quer über den Bauch kotzen! Möglich war alles!.. Jedenfalls; aus diesem Grund besorgte ich mir keine Scheinfreundin. (Und an Angeboten mangelte es mir nicht wirklich).
Als erstes holte ich Quinn ab, die in ihrem kurzen Kleidchen schon ungeduldig an der Straße wartete. Lässig hielt ich mit quietschenden Reifen neben ihr und grinste sie an. Als sie einstieg, gab ich ihr einen Kuss auf die Wange, setzte mir meine Sonnebrille auf und fuhr wieder los. Im Radio kam gerade ‚Hollywood Hills’, von Sunrise Avenue und ich summte leise mit. Quinn warf mir einen bedauernden Blick zu.
„Du hättest wirklich bei Glee bleiben sollen, Kurt. Deine Stimme ist wirklich einzigartig.“ Ich runzelte die Stirn und war sofort still. Eigentlich mochte ich es ja zu singen, aber.. Nicht in so einer Losermanschaft.
„Quinn, du weißt doch, das schadet alles…“
„.. deinem Ruf“, beendete sie meinen Satz mit einem seufzen. Ich grinste durch die Windschutzscheibe nach draußen und holte auch noch Santana und Brittany ab, die sich murrend auf die Rücksitze setzten. Dann ging es direkt los nach Westerville. Das Radio lief immer noch auf voller Lautstärke und jeder, an dem wir vorbeifuhren, sah uns hinterher. Als wir in Westerville ankamen, fuhr ich langsamer und sah mich neugierig um. Natürlich, ich war schon öfters hier, aber diesmal.. ich weiß nicht.. suchte ich diesen Jungen? Das würde auch erklären, warum ich jede männliche Person unter die Lupe nahm, an der wir vorbei fuhren. Zuerst viel mir nichts auf, aber je näher wie in die Innenstadt fuhren, sah ich mehr Leute in Schuluniformen. Die Jungen, sowohl als auch die Mädchen.
„Wo sind wir denn hier gelandet? Die Tragen ja alle so’ne Spießersachen“, beschwerte sich Santana hinter mir.
„Wahrscheinlich kommen die Jungs alle von Dalton“, sagte Quinn und starrte aus ihrem Fenster. „Auf ihren Uniformen ist ein D.“
„Das D kann auch für Dumm stehen“, kicherte Brittany. Ich sagte wieder gar nichts, sondern dachte nach. Ging der Kleine (Ich nenne ihn jetzt so, da ich nach wie vor seinen Namen nicht kenne) wirklich auf diese Dalton Academy? So viele Fragen und so wenig Antworten – und das nur wegen einem, kleinen, unbedeutenden Treffen!

Der Tag ging einfach nur brechend langsam vorbei. Ich kaufte mir ein paar neue, crazy Outfits, Hemden, Schuhe und hörte mir von den Mädchen an, wie toll ich doch aussah. Gegen Ende unserer Shoppingtour gingen wir noch in einen Laden, der sich Westar nannte. Nichts besonderes, aber es gab gute Klamotten.
„Hey Kurt, würdest du dich trauen, die Hose anzuziehen?“ Ich drehte mich zu Quinn um, die mir grinsend eine Hautenge, weiße Hose hinhielt. Ich musste mir ein lachen unterdrücken. Die Gute konnte ja nicht wissen, dass mein ganzer Kleiderschrank voll mit Röhrenjeans war.
„Klar würde ich mich das trauen“, sagte ich gut gelaunt, nahm ihr die Hose aus der Hand und zog mich in einer der Umkleidekabinen um. Als ich in den Spiegel sah, schmunzelte ich. Weißes Hemd, weiße Hose, weiße Schuhe.. Sah eigentlich gar nicht so schlecht aus, nur etwas.. schwul.
„Jetzt komm schon raus“, hörte ich die Mädchen von draußen rufen. Ich straffte meine Schultern, legte mein Machogrinsen auf und trat aus der Umkleide.
Und rannte gegen jemanden.
Perplex ging ich ein paar Schritte zurück und begegnete aufs Neue diese verwirrenden, braunen Augen. Ich hatte ihn gefunden. Der Junge sah mich ebenfalls kurz verwirrt an, dann breitete sich ein lächeln auf seinem Gesicht aus.
„Hey, bist du nicht der Junge von Samstag?“, fragte er. Ich lachte in mich hinein. Mich vergisst man eben nicht so schnell.
„Genau, du bist der Kleine, der mir meinen Kaffee übers Shirt geschüttet hat.“ Er zog eine Augenbraue hoch.
„Klein?“
„Du bist kleiner als ich.“ Einen Moment grinsten wir uns nur an, bis meine Mädels kamen. Noch ein weiterer Punkt dafür, dass schwul sein auch seine Vorteile hatte. Jungs nervten nicht soviel wie Mädchen.
„Kurt, wer ist der?“, fragte mich Brittany neugierig. Ich schenkte ihr einen kurzen Blick und sah dann wieder zu ihm.
„Ich weiß es nicht, wer bist du denn?“ Ha! Eine bessere Ausrede gab es nicht, jemanden nach seinem Namen zu fragen, doch der Typ machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er wandte sich an Brittany und lächelte sie charmant an.
„Ich bin jemand, der das vergnügen hatte, deinem Freund sein T-Shirt zu versauen.“ Ich stöhnte in mich hinein, während Britt rot wie eine Tomate wurde.
„I-Ich.. bin nicht seine.. F-Freundin“, stotterte sie und senkte den Blick.
„Ich hab keine“, erklärte ich sachlich. Der, dessen Name ich immer noch nicht weiß, warf einen Blick zu Quinn und Santana, die sich ruhig am Rand aufhielten und mich mit meinem Smalltalk alleine ließen – zum Glück!
„Dann bist du wohl eher so ein Aufreißer, ja?“, fragte er wieder leise an mich gewand. Ich grinste schief.
„Eifersüchtig, was?“ Der Junge fing an zu lachen.
„Sollte ich?“ Meine Augen weiteten sich bei diesen Worten. Als er sich umdrehte und den Ausgang zusteuerte, dachte ich schon, er geht nach diesen verwirrenden Worten, doch er drehte sich nochmal zu mir und.. zwinkerte er? „Ich würde die Hose übrigens nehmen – steht dir!“ Und mit diesen Worten verschwand er zum zweiten Mal und ich wusste seinen Namen immer noch nicht!
„Kann es sein, das der Schwul ist oder so?“, fragte Santana, die ihm mit gerunzelter Stirn hinterher sah. Überrascht sah ich sie an.
„Wie kommst du darauf?“
„Der hat doch total mit dir geflirtet“, stimme nun auch Quinn zu. Ich war verwirrt. Hab ich irgendetwas nicht mitbekommen?
„Mir egal.. Ich bin jedenfalls nicht schwul“, lachte ich gekünzelt und legte meine Hand um Brittanys Hüfte. Während die Mädchen sich nun über schwule unterhielten, sah ich zur Tür und grinste. Wenn der Kleine wirklich mit mir spielen will, dann bitte! Ich gewinne jedes Spiel!

Prolog




Mein Name ist Kurt Hummel. Ich bin sechzehn Jahre alt und gehe in die elfte Klasse der William McKinley Highschool. Ich wohne mit meinem Vater Burt, meiner Stiefmutter Carole und meinem Stiefbruder Finn in einem schönen Haus in Lima, Ohio. In der Schule bin ich eigentlich ganz gut. Zweier- und Dreierschüler eben. Viele würden mich vielleicht als Schnösel bezeichnen, weil ich beliebt bin, mit den hübschen Mädchen ausgehe und zu den Cheerios gehöre. Anfangs war ich auch noch in dem Glee Club unserer Schule, doch das hat meinem Ruf nur geschadet, deshalb bin ich wieder ausgetreten.
Tja, das ist so in etwa mein Leben und mein Tagesablauf sieht eigentlich so aus;
Schule.
Ausgehen.
Hausaufgaben.
Telefonieren, bis das Akku alle ist.
Wochenende? Party, Party, Party…
Warum hätte ich etwas ändern sollen? Ich war zufrieden mit meinem Leben, auch.. mit meinem kleinen Geheimnis. Klar, ich habe meistens nur Mädchen um mich, die mich anhimmeln und mit denen ich aus ausgehe, aber etwas Ernstes würde ich nie mit denen anfangen. Für mich sind diese Mädchen nur Mittel zum Zweck; Zweck zum beliebt werden. Aber das ich mich in eins verliebe ist sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich. Ich finde unsere Footballspieler nämlich sehr viel anziehender als diese geschminkten Püppchen – wenn ihr versteht, was ich meine? Ich bin Homosexuell, Schwul, stehe auf Jungs.. Nennt es, wie ihr wollt. Ich komme damit ganz gut klar, nur sage ich es keinem. Warum auch? Es fragt mich ja auch keiner. Aber mal ganz ehrlich.. Selbst die kleinste Andeutung würde meinen Ruf nach unten werfen. Vielleicht versteht ihr nicht, warum ich so viel über meinen Ruf rede, aber darum geht es eben in der Highschool. Um die Ränge. Wenn man ganz oben ist und die Schule beherrscht, muss man sich um nichts sorgen machen. Wenn man aber ganz unten ist, wird der Schultag jeden Tag aufs Neue die Hölle. Immer und immer wieder muss ich dabei zusehen, wie unsere Gleeks aufs Klo rennen, um sich die Shlusies irgendwie rauszuwaschen. Und jetzt Hand aufs Herz; Ich hab auch schon mal jemanden geshlushiet. Echt, ich finde es das allerletzte, Leute runter zu machen, aber.. Was soll man machen? Der Ruf…
Haha, tja, das bin ich eben. Manchmal ein ziemliches Arschloch, aber ich bin Zufrieden.
Meinetwegen hätte ich bis zu meinem Tod so weitermachen können, doch an einem Tag, einem ganz normalen Tag, veränderte sich mein komplettes Leben, ohne das ich es überhaupt gemerkt habe.
Ich erzähle euch den Anfang:

Es war Samstagmorgen und ich hatte einen Tag zuvor eine heftige Party bei Quinn Fabray mitgemacht. Mein Vater und Carole waren nicht da, wollten einen Ausflug oder so machen und Finn war bei seiner Freundin, also war ich diesen Morgen mit meinem Kater alleine. Ich wollte runter in die Küche, mir einen Kaffee machen, doch er war leer. Ohne meinen Kaffee kann ich nicht leben, müsst ihr wissen. Vor der Schule und nach der Schule – sonst würde ich die Tage nicht rum bekommen. Und an Wochenenden war es sogar noch schlimmer, weil ich mir meistens meinen Kater mit dem ganzen Koffein Wegtrank.
Also setzte ich mich um 9.30 Uhr (Verdammt früh am Morgen!!) in mein schickes, schwarzes Cabrio und fuhr rüber zu Starbucks. Es war nicht sehr viel los, hier und da ein paar Geschäftsmänner. Ich stellte mich an und bestellte das übliche; Man kannte mich hier schon.
Ich bezahlte mit großzügigem Trinkgeld, drehte mich um und wollte gehen – als ich gegen jemanden rannte und mein ganzer Kaffeeinhalt sich auf meinem weißen T-Shirt verteilte. Geschockt sah ich von meinem Designershirt auf die Person, die ich angerempelt hatte.
Ein Junge, etwa in meinem Alter.. Vielleicht auch älter. Er hatte kurze, schwarze Locken und eine merkwürdige Augenfarbe.. Irgendwie braun, aber sehr, sehr hell.
„Oh Gott, das tut mir total Leid, ich..“, hörte ich ihn benommen sagen. Ich schüttelte kurz den Kopf und sah wieder mit gerunzelter Stirn an mir herunter.
„Ist schon gut.. Ich wohne hier ganz in der Nähe.“ Ich hob den Blick und begegnete seinen.
Einen Moment, so kam es mir jedenfalls vor, stand die Welt still. Mein Herzklopfen wurde schneller und schneller, mir wurde unerträglich heiß, meine Beine wurden zu Wackelpudding und ich dachte umkippen zu müssen.
„Das geht bestimmt nicht raus.. Kann ich das irgendwie wieder gut machen?“ Seine Stimme riss mich wieder vollkommen aus meiner Starre.. Was war das denn gewesen? Benommen schüttelte ich den Kopf.
„Ist wirklich kein Problem, aber.. Sag mal, bist du neu hier? Ich hab dich hier noch nie gesehen.“ Er fing an, mich schief anzulächeln. Mein Herz legte noch einen Gang zu. Wurde ich krank oder so?
„Nein, ich wohne aber in Westerville. Ich bin das Wochenende hier, um meine Mutter zu besuchen“, erklärte er.
Warum, zum Teufel, spürte ich plötzlich diese Welle der Enttäuschung?
„Ah, verstehe.. Verrätst du mir deinen Namen?“ Ich zog wartend eine Augenbraue hoch.
„Ich heiße B..“ Plötzlich klingelte das Handy des Jungen. Er stockte in seinem Satz und sah auf den Display. Ein seufzen entfuhr ihm. „Verdammt, ich muss los. Tut mir Leid, auch nochmal wegen deinem Shirt. Wir sehen uns bestimmt noch einmal wieder!“ Er nickte mir zu und verschwand dann hinter mir. Ich blieb auf der Stelle stehen und sah auf den Boden.
Ich grinste – man sieht sich immer zwei Mal im Leben.