25.04.11

Prolog




Mein Name ist Kurt Hummel. Ich bin sechzehn Jahre alt und gehe in die elfte Klasse der William McKinley Highschool. Ich wohne mit meinem Vater Burt, meiner Stiefmutter Carole und meinem Stiefbruder Finn in einem schönen Haus in Lima, Ohio. In der Schule bin ich eigentlich ganz gut. Zweier- und Dreierschüler eben. Viele würden mich vielleicht als Schnösel bezeichnen, weil ich beliebt bin, mit den hübschen Mädchen ausgehe und zu den Cheerios gehöre. Anfangs war ich auch noch in dem Glee Club unserer Schule, doch das hat meinem Ruf nur geschadet, deshalb bin ich wieder ausgetreten.
Tja, das ist so in etwa mein Leben und mein Tagesablauf sieht eigentlich so aus;
Schule.
Ausgehen.
Hausaufgaben.
Telefonieren, bis das Akku alle ist.
Wochenende? Party, Party, Party…
Warum hätte ich etwas ändern sollen? Ich war zufrieden mit meinem Leben, auch.. mit meinem kleinen Geheimnis. Klar, ich habe meistens nur Mädchen um mich, die mich anhimmeln und mit denen ich aus ausgehe, aber etwas Ernstes würde ich nie mit denen anfangen. Für mich sind diese Mädchen nur Mittel zum Zweck; Zweck zum beliebt werden. Aber das ich mich in eins verliebe ist sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich. Ich finde unsere Footballspieler nämlich sehr viel anziehender als diese geschminkten Püppchen – wenn ihr versteht, was ich meine? Ich bin Homosexuell, Schwul, stehe auf Jungs.. Nennt es, wie ihr wollt. Ich komme damit ganz gut klar, nur sage ich es keinem. Warum auch? Es fragt mich ja auch keiner. Aber mal ganz ehrlich.. Selbst die kleinste Andeutung würde meinen Ruf nach unten werfen. Vielleicht versteht ihr nicht, warum ich so viel über meinen Ruf rede, aber darum geht es eben in der Highschool. Um die Ränge. Wenn man ganz oben ist und die Schule beherrscht, muss man sich um nichts sorgen machen. Wenn man aber ganz unten ist, wird der Schultag jeden Tag aufs Neue die Hölle. Immer und immer wieder muss ich dabei zusehen, wie unsere Gleeks aufs Klo rennen, um sich die Shlusies irgendwie rauszuwaschen. Und jetzt Hand aufs Herz; Ich hab auch schon mal jemanden geshlushiet. Echt, ich finde es das allerletzte, Leute runter zu machen, aber.. Was soll man machen? Der Ruf…
Haha, tja, das bin ich eben. Manchmal ein ziemliches Arschloch, aber ich bin Zufrieden.
Meinetwegen hätte ich bis zu meinem Tod so weitermachen können, doch an einem Tag, einem ganz normalen Tag, veränderte sich mein komplettes Leben, ohne das ich es überhaupt gemerkt habe.
Ich erzähle euch den Anfang:

Es war Samstagmorgen und ich hatte einen Tag zuvor eine heftige Party bei Quinn Fabray mitgemacht. Mein Vater und Carole waren nicht da, wollten einen Ausflug oder so machen und Finn war bei seiner Freundin, also war ich diesen Morgen mit meinem Kater alleine. Ich wollte runter in die Küche, mir einen Kaffee machen, doch er war leer. Ohne meinen Kaffee kann ich nicht leben, müsst ihr wissen. Vor der Schule und nach der Schule – sonst würde ich die Tage nicht rum bekommen. Und an Wochenenden war es sogar noch schlimmer, weil ich mir meistens meinen Kater mit dem ganzen Koffein Wegtrank.
Also setzte ich mich um 9.30 Uhr (Verdammt früh am Morgen!!) in mein schickes, schwarzes Cabrio und fuhr rüber zu Starbucks. Es war nicht sehr viel los, hier und da ein paar Geschäftsmänner. Ich stellte mich an und bestellte das übliche; Man kannte mich hier schon.
Ich bezahlte mit großzügigem Trinkgeld, drehte mich um und wollte gehen – als ich gegen jemanden rannte und mein ganzer Kaffeeinhalt sich auf meinem weißen T-Shirt verteilte. Geschockt sah ich von meinem Designershirt auf die Person, die ich angerempelt hatte.
Ein Junge, etwa in meinem Alter.. Vielleicht auch älter. Er hatte kurze, schwarze Locken und eine merkwürdige Augenfarbe.. Irgendwie braun, aber sehr, sehr hell.
„Oh Gott, das tut mir total Leid, ich..“, hörte ich ihn benommen sagen. Ich schüttelte kurz den Kopf und sah wieder mit gerunzelter Stirn an mir herunter.
„Ist schon gut.. Ich wohne hier ganz in der Nähe.“ Ich hob den Blick und begegnete seinen.
Einen Moment, so kam es mir jedenfalls vor, stand die Welt still. Mein Herzklopfen wurde schneller und schneller, mir wurde unerträglich heiß, meine Beine wurden zu Wackelpudding und ich dachte umkippen zu müssen.
„Das geht bestimmt nicht raus.. Kann ich das irgendwie wieder gut machen?“ Seine Stimme riss mich wieder vollkommen aus meiner Starre.. Was war das denn gewesen? Benommen schüttelte ich den Kopf.
„Ist wirklich kein Problem, aber.. Sag mal, bist du neu hier? Ich hab dich hier noch nie gesehen.“ Er fing an, mich schief anzulächeln. Mein Herz legte noch einen Gang zu. Wurde ich krank oder so?
„Nein, ich wohne aber in Westerville. Ich bin das Wochenende hier, um meine Mutter zu besuchen“, erklärte er.
Warum, zum Teufel, spürte ich plötzlich diese Welle der Enttäuschung?
„Ah, verstehe.. Verrätst du mir deinen Namen?“ Ich zog wartend eine Augenbraue hoch.
„Ich heiße B..“ Plötzlich klingelte das Handy des Jungen. Er stockte in seinem Satz und sah auf den Display. Ein seufzen entfuhr ihm. „Verdammt, ich muss los. Tut mir Leid, auch nochmal wegen deinem Shirt. Wir sehen uns bestimmt noch einmal wieder!“ Er nickte mir zu und verschwand dann hinter mir. Ich blieb auf der Stelle stehen und sah auf den Boden.
Ich grinste – man sieht sich immer zwei Mal im Leben.

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