15.05.11

Kapitel 5: ... ends with many findings



Ich stand an diesem Morgen sehr lange vor meinem Spiegel und wurde schier verrückt. Über der Lehne meiner Couch hing meine Cheerleader-Uniform und in meinen Händen hielt ich eine blaue Röhrenjeans. Ich wusste wirklich nicht, was ich anziehen sollte. Einerseits wollte ich endlich mal das tragen, was mir wirklich gefiel, aber auf der anderen Seite war diese Uniform mein.. Ja, warum trug ich diese Uniform überhaupt? Ach ja, wegen diesem beliebt sein Ding.. Ich seufzte frustriert auf und schmiss die Hose zurück in den Schrank. Kurz darauf ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte missmutig an die Decke. Das war doch alles zum verrückt werden! Ich dachte zurzeit über jede Scheiße nach! Ich fing immer an wie ein kranker zu lächeln, wenn ich den Anfangsbuchstaben B sah, oder stellte mir einen ganz besonderen Jungen in Verschiedenen Situationen vor. Diese Szene von Samstagabend ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.. Seit dem hatte ich mir ausgemalt, was gewesen wäre, wenn ich ihn geküsst hätte. Dann, wie wir zusammen gekommen wären, wie wir beide die McKinley regiert hätten.. Unser Abschlussball, dann, wie wir in New York gemeinsam in ein Traumhaus zogen. Wir beide würden Karriere am Broadway machen. Nach ein paar Jahren würde er mir ganz romantisch einen Heiratsantrag machen und dann hätten wir in Frankreich oder Italien eine Traumhochzeit gemacht. Hinterher hätten wir zwei Kinder adoptiert – ein Mädchen und einen Jungen. 
Okay, das war der aktuelle Stand meiner Gedanken. Nun, die grobe Fassung. Wenn ich nachher in Spanisch sitze, würden dann wahrscheinlich die Ausführlichen Gedanken der Flitterwochen kommen…  
„Grrr“, grummelte ich und hielt mir mein Kissen über den Kopf. Ich war eindeutig verrückt geworden! Seit wann war ich so unglaublich kitschig? Das war ja nicht auszuhalten! Gestern war auch so ein Tag! Ich stand vor Blaine und hab ihn gefragt, ob ich seine Handynummer bekomme. Das sah ungefähr so aus: ‚B-Blaine? Kann.. Ähm.. Also, ich meine.. GibstdumirdeineHandynummer?’ Oh Gott, ich wurde schon rot, wenn ich daran dachte! Aber hinterher hatten wir doch noch die Nummern ausgetauscht – ich, mit hochrotem Kopf und er mit einem schmunzeln. Ich wollte im Erdboden versinken! 
„Kurt, Frühstück ist gleich fertig“, rief Dad von unten. Ich grummelte wieder und schlüpfte letztendlich doch in meine rote Hose und das passende Oberteil dazu, auf welchem WMHS stand. Dann lief ich die Treppe runter, gab der überraschten Carole einen Kuss auf die Wange, meinem verdutzten Vater schenkte ich ein grinsen und Finn klopfte ich auf die Schulter.
„Sorry Leute, ich fahre heute schon früher!“ Ich warf mir meine Tasche über und stürmte aus dem Haus. Zwei geschockte Leute ließ ich zurück – der letzte befand sich noch im Halbschlaf. Das gemurmelte „Er hat sich die Haare gar nicht gemacht“ von Carole überhörte ich. 
Ich sprang förmlich ins Auto und fuhr los. Gut, ich hatte noch ca. eine Stunde, bevor die Schule anfing, also würde das passen. Ich raste über die Autobahn und nahm gleich die erste Abfahrt nach Westerville. Ich suchte gezielt einen Laden und fand diesen auch recht schnell. 
The Lima Bean.
Ich fuhr auf einen Parkplatz und schlüpfte etwas zu schnell aus meinem Auto. Diese Ungeduld machte mich ziemlich hektisch. Mich umsehend stieg ich ein paar Stufen hoch und öffnete dann die Tür des Coffeeshops. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber das auf jeden Fall nicht. Überall wo ich hinsah, sah ich Jungs in rot/schwarzen Anzügen. War das hier irgendwie ein Dalton-Café oder so? Langsam ging ich in den Raum und hörte plötzlich eine vertraute Stimme direkt vor mir.
„Einen Medium Drip, bitte“, sagte Blaine der Frau, die hinter der Kasse stand. Ich sah, wie sie ihn anlächelte und ihm sofort den einen kleinen Becher in die Hand drückte.. Als ob sie ihn schon früher fertig gemacht hätte. Blaine bezahlte und drehte sich dann zu mir um. Grinsend registrierte ich, wie er zusammen zuckte und mich im nächsten Moment tadelnd ansah.
„Guten Morgen, Kleiner“, zwitscherte ich vergnügt und nahm ihm den Becher aus der Hand. Neugierig probierte ich davon und verzog im nächsten Moment das Gesicht. „Gott, gibt es hier auch fettarme Sachen?“ Blaine nahm mir schmollend den Becher wieder aus der Hand, drehte mir den Rücken zu und trank nun selber. Ich berührte ihn an der Schulter und lachte. „Hey, ich bin extra wegen dir nach Westerville gefahren! Hab ich dann nicht wenigstens das Recht, das du mir redest?“
„Hör auf mich ständig ‚Kleiner’ zu nennen! Ich hab auch einen Namen! Blaine!“ Er drehte sich wieder zu mir um und in seinen wunderschönen, hellbraunen Augen sah man eine Mischung aus Trotz und Freude. Wie von selbst wurde mir ganz warm.
„Du bist nun mal kleine als ich“, antwortete ich gelassen. Er schnaubte.
„Ein paar Zentimeter!“
„Ein halber Kopf!“
„Ein ¾ Kopf!“ 
„Ich bin trotzdem größer!“
„Und ich älter!“ 
„Nur ein halbes Jahr!“
„Und ich bin trotzdem älter!“ Angriffslustig sahen wir uns an, und im nächsten Moment lachten wir auch schon. Grinsend ließen wir uns auf einen Tisch in der Nähe nieder und unterhielten uns flüchtig. 
„Sag mal, müsst ihr diese Uniformen tragen?“, fragte ich schließlich und sah mich um. Manche hatten normale, schwarze Jacken mit dem roten D an, manche den ganzen Blazer. 
„Nein, wir müssen einfach nur Dalton-Sachen tragen. Wir haben ein T-Shirt, einen Pullover, eine Jacke und den Blazer.“ Er zeigte an sich runter. „Solange jeder sieht, dass wir zu dieser Schule gehören, ist das egal.“ 
„Warum ziehst du immer deine komplette Uniform an?“
„Warum ziehst du immer dein Cheerleader-Outfit an?“ Gut, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet und ich sah ihn verblüfft an. Er grinste. „Was? So überrascht?“ Benommen schüttelte ich den Kopf und seufzte.
„Ich bin Headcheerleader. Da wird von mir erwartet, dass ich es trage. Außerdem ist es doch cool, wenn jeder sieht, dass ich zu der Gruppe gehöre. Ähnlich wie die Sache mit euer Uniform.“ Eher Blaine etwas erwidern konnte, piepte sein Handy. Er entschuldigte sich kurz und las dann anscheinend eine SMS. 
„Oh, wir haben heute in der ersten Stunde ein Warbler-Treffen. Vorbereitung für die Sectionals. Tut mir Leid, ich muss los.“ Ich erhob mich und nickte ihn zu, trotzdem, eine Frage hatte ich noch..
„Sag mal… Euer Club, tritt der gegen die New Directions an?“ Blaine zog eine Augenbraue hoch.
„Ja, woher weißt du das?“
„Das ist der Glee Club unserer Schule“, antwortete ich und ein grinsen bildete sich auf meinen Lippen. „Also dann, wir sehen uns.“ Ich winkte ihm noch zu und ging dann wieder. Voller Vorfreude fuhr ich zur Schule.

Kaum stieg ich auf dem Schulparklatz aus dem Auto, wurde ich von einem der Footballspieler belagert. Überrascht sah ich auf und bemerke, wer sich da gerade in meine Sonne gestellt hatte.
„Hau ab, David, du stiehlst mir die Sonne“, sagte ich kalt und sah zu ihm hinauf. Zu meinem Entsetzen funkelten seine Augen amüsiert.
„Ich hätte nie gedacht, dass der große Superstar der McKinley High eine Schwuchtel ist.“ Ich erstarrte zu einer Salzsäule und sah ihn entsetzt an. 
„W-Wie bitte?“, brachte ich irgendwie heraus.
„Zufällig bin ich vorhin durch Westerville gefahren und was hab ich da gesehen? Kurt Hummel, inmitten dieser ganzen Schwulenbande!“ Ich zuckte so heftig zusammen, dass mein Herz schmerzhaft anfing zu pochen. 
„Ich war kurz bei einem Freund“, zischte ich leise. Jetzt war der Spaß vorbei, aber endgültig!
Ein Freund oder dein Freund, Schwuchtel?“ Er grinste dümmlich. Wenn er mich noch einmal Schwuchtel nennt, dann…
„Verpiss dich, Karofsky, oder du wirst des Lebens nicht mehr froh.. Ich mache dir den Schulalltag so dermaßen zur Hölle, das du lieber auf diese Schwulenschule wechselst, als weiter hier zu bleiben. Ich werde dafür sorgen, dass du sogar unter den Fünftklässern stehst und dass selbst die Streber sich für etwas Besseres als dich halten! Ich habe verdammt viel Einfluss auf diese Kids hier. Glaubst du echt, wenn du das hier irgendjemanden erzählst, wird er dir glauben? Ich hatte mehr Mädchen in meinem Bett, als du in deinem gesamten Leben jemals haben wirst.. Und wenn du mich noch ein einziges Mal Schwuchtel nennst, dann werde ich dir so heftig in deine kümmerlichen Eier treten, das du wie eine tanzt, kapiert?!“ Zufrieden sah ich, wie blass er geworden ist. Er schien sogar kurz vor einer Panikattacke. Pf, selbst Schuld, dann soll er mich in Ruhe lassen! „Hast du mich verstanden?“ Er nickte heftig. „Gut, dann geh mir jetzt aus der Sonne, ich hab zu tun.“ Blaine war erstaunlicher Weise für den Moment vergessen, jetzt hatte ich wichtigeres zu tun: Meinen Ruf ausschmücken..

Zwischen dem Unterricht, in einer der großen Mittagspausen, schnappte ich mir wahllos Brittany aus einer Schar Mädchen, drückte sie an die nächstbeste Wand und küsste sie hart und emotionslos. Sie gab zuerst ein erschrockenes Geräusch von sich, doch kurz darauf spürte ich, wie sie den Kuss erwiderte und ihre Hände in meinen Haaren vergrub. Ich kämpfte gegen den Innerlichen Brechreiz an und wanderte mit einer Hand unter ihr Top und strich ihr über den Bauch. Langsam tauchte ihre Zunge in meinen Mund und wieder schmeckte ich diesen widerlich vertrauten Geschmack von Erdbeerlipgloss.
Drei.. Zwei.. Eins..
„Kurt! Brittany, ich muss doch bitten!“, wurden wir von einem erschrockenem Will Shuester unterbrochen. Dankbar löste ich mich wieder von ihr und sah gespielt murrend zu meinem Spanischlehrer. 
„Gibt es ein Problem?“, fragte ich unschuldig. Zufrieden bemerkte ich, wie Britt ihr Handy aus der Tasche zog und fahrig anfing, SMS an jedes Mädchen der Schule zu schreiben.
„Kurt, du weißt genau, dass das Motto dieser Schule..“
„.. Enthaltsamkeit ist, jaja“, antwortete ich mit einer wegwerfenden Bewegung. Was wollte der Typ eigentlich von mir? Ich bin doch noch Jungfrau!
Es klingelte zur letzten Stunde und gezwungenermaßen musste Mr. Shue weiter, aber nicht, ohne mir noch einen warnenden Blick zuzuwerfen. Zufrieden ging ich in meine Klasse. Physik. Ohne ein Ton zu sagen setzte ich mich, wie gewöhnlich, in die letzte Reihe. Es war der einzigste Kurs, den ich nicht mit klammernden Mädchen teilen musste. Allerdings saß Rachel vor mir, doch solange sie mich nicht ansprach, war es mir egal. Gelangweilt hörte ich den Vortrag von Mr. Shane an und starrte dabei auf meinen Block, der ungeöffnet vor mir lag. Mir jagten so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich gar nicht sagen konnte, an was ich gerade dachte. Die Bilder wechselten von Blaine zu Karofsky, von Karofsky zu Brittany, dann dachte über den Glee-Club nach, dachte an das Wochenende..  Und genau darauf fokussierte ich mich jetzt. Ließ es Revue spielen; Diese.. Szene mit Blaine hatte irgendwie alles verändert. Ich hatte mich verändert! Aber ging das überhaupt  von der einen Sekunde auf die andere? Ich dachte plötzlich nur noch daran, ihn zu beeindrucken und ihn so oft wie möglich zu sehen! Wenn ich nicht so eine Angst hätte.. Wenn ich meinen Gefühlen nachgehen würde, die sich definitiv gerade in mir entwickelten, dann stünde ich vor einem verdammt großen Problem! Zu mir selbst stehen und das letzte Jahr auf der High School in Schrecken über mich bringen, oder diese kindischen Gefühle einfach ignorieren, so weitermachen wie immer und dafür das nächste Schuljahr die Schule rocken. Noch vor zwei Monaten hätte ich mich für letzteres entschieden, doch wenn ich nur daran dachte, Blaine nicht mehr zu sehen, fing mein Herz schmerzhaft an zu pochen. Konnte das wirklich sein? Lächelnd schüttelte ich den Kopf und sah an die Tafel, auf der Aufgaben standen. Ich las sie nicht wirklich, sondern schwebte immer noch in meinen Gedanken an das Wochenende. . Ich hätte nie gedacht, das ich das wirklich mal denken würde, aber.. Ich war mir absolut sicher. Ich hatte mich volle Kanne in Blaine verliebt! Alleine die Tatsache, dass er mich gestern gefragt hatte, ob wir uns heute früh noch schnell auf einen Kaffee treffen, hätte mich aufschreien lassen können. Wenn jetzt jeder Tag so beginnt, dann würde ich am liebsten alle zwei Sekunden neu aufwachen! Nur schade, das er in Westerville wohnt.. Es ist ja nicht so, das ich kein Geld hätte, dort jeden Tag hinzufahren, nur.. Schade war es trotzdem. 
Wie in Trance malte ich kreise und andere Sachen auf meinen Block, bis mein Handy vibrierte. Überrascht zog ich es aus meiner Tasche und las die SMS. Alleine das Lesen des Absenders ließ mein Herz höher schlagen.

Hey Kurt, hast du heute was vor? Können ja irgendetwas zusammen unternehmen.
Blaine. 


Ich sterbe, ich sterbe, ich sterbe, ich sterbe… Kurt, reiß dich zusammen! Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch, um keinen Freudenschrei auszustoßen und ruhig zu bleiben. Dann setzte ich zur antwort an.

Ich hab gleich noch Cheerleader-Training, kannst ja kommen und zugucken, danach können wir einen Kaffee oder so trinken gehen.
Kurt.


Mit klopfenden Herzen schickte ich die Nachricht ab und wartete ungeduldig auf seine Antwort. Sie kam ein paar Sekunden später.

Geht klar. Bin gespannt zu sehen, was du so draufhast. 

Ich lachte leise.

Ich habs drauf!

Und ehe ich reagieren konnte, hatte ich das abgeschickt. Oh scheiße, nein! Ich lief rot an wie eine Tomate und knallte den Kopf auf meinen Tisch. Mr. Shane schenkte mir einen verwirrten Blick, beachtete mich aber nicht weiter. Ich wollte die Antwort gar nicht erst sehen, doch mein Handy vibrierte munter weiter, bis meine Neugier siegte und ich auf den Display sah.

Das glaube ich nur zu gerne.. Kannst du es auch beweisen?

Ich wagte einen kurzen Blick zu unserem Lehrer, doch der war tief in seine Lektüre vertieft. Die anderen waren brav über ihre Aufgaben gebeugt, also konnte ich problemlos Weiterschreiben.

Ich zeigs dir nachher.

Diesmal dauerte seine Antwort länger. War die Antwort vielleicht zu Zweideutig gewesen? Am Ende der Stunde, gerade, als ich meine unberührten Sachen einpackte, bekam ich seine SMS.

Na dann zeigs mir mal.. Bin schon gespannt.
Bis nachher.


Ich lachte auf und schob mir mein Handy in die Hosentasche. Als ich an Mr. Shane vorbeispazierte, sah er mir verwirrt hinterher. Als ich aus dem Klassenraum trat, holte mich die Gegenwart wieder ein. Santana lief fuchsteufelswild auf mich zu und gestikulierte wild mit ihren Händen.
„Was soll das?! Du hast mit Brittany rumgemacht? Was zum..“
„Santana“, unterbrach ich sie schroff und sah sie genervt an. „Lass meine Sachen meine Sachen sein, okay?“ Auf ihrem Gesicht legte sich ein verzweifelter Ausdruck.
„Kurt, was soll das? Jedes verdammte Mädchen hier würde alles tun, um dich ihren Freund nennen zu können! Warum suchst du dir keine Freundin? Dumüsstest noch nicht Mal suchen. Wir haben nächstes Jahr Abschlussball und du kannst doch nicht irgendeine fragen!“ Wir waren Mittlerweile bei meinem Spind angekommen und ich räumte meine Schulbücher ein. „Du und das Mädchen an deiner Seite könnten..“ Ich knallte meine Spindtür geräuschvoll zu und drehte mich sauer zu Santana um.
„Ich bin  verliebt Santana und ich hab nicht die leiseste Interesse an irgendeinem Mädchen in dieser Schule!“
„Und was war mit Britt…“
„Das war ein Fehler! Und jetzt lass mich einfach in Ruhe!“ Wütend rauschte ich an ihr vorbei Richtung Sporthalle. Dieses Geständnis würde mich weit, weit zurückwerfen, aber auch interessanter. Vermutlich würde ich jetzt das Gespräch der Schule werden und jeder würde nach diesem geheimnisvollen Mädchen suchen, welches mein Herz gestohlen hatte. Ich schüttelte den Kopf und verschwand in der Jungenkabine und legte dort meine Tasche ab. Wie aus dem nichts fing mein Herz wie verrückt an zu pochen. Perplex legte ich eine Hand an meine Brust und runzelte die Stirn. Was war denn jetzt los? Ah.. Natürlich! Blaine! Verdammt, den hatte ich ja total vergessen! Wie aufs Stichwort bekam ich eine neue SMS.

Man, du hättest mich vorwarnen können, das dein Coach so ein Monster ist. Ich musste ihr eben schwören, dass ich kein Spion bin und auf eine Jungenschule, auf der es keine Cheerleader gibt, gehe. Eine nette Sporthalle übrigens.

Ich riss die Augen auf. Er war schon da?! Schnell stopfte ich mein Handy in die Tasche und rannte raus auf die Turnhalle. Und tatsächlich: Dort saß er auf der Tribüne und grinste zu mir runter. Automatisch erwiderte ich sein grinsen und hopste zu ihn hoch. 
„Du bist echt hier, hätte ich nicht gedacht.“
„Du wolltest mir zeigen, was du draufhast“, erinnerte er mich zwinkernd. Ich grinste schief.
„Tja, dann halt dich fest.“ 
„Hummel, auf deinen Platz, los!“, schrie Coach Silvester von unten. Ich lachte leise. 
„Okay, ich muss jetzt los, bis gleich.“ Er nickte mir zu und ich sprang die Stufen wieder runter, bis ich wieder auf festem Boden war. Die Mädchen waren schon in der Aufstellung und sahen neugierig zu Blaine hoch. Ich stellte mich genau in die Mitte zwischen Marissa und Lindsay. Santana, zwei Plätze neben mir, warf mir einen fragenden Blick zu, doch eher ich etwas sagen konnte, dröhnte die Musik. Ich seufzte und positionierte mein Kopfmikrofon.

„Baby are you down down down down down,
Down, down,
Even if the sky is falling down,
Down, down.”


Während ich sang, machten die Mädchen die anderen Geräusche. Noch standen wir da, hielten den Kopf gesenkt. 

„You oughta know, tonight is the night to let it go.
Put on a show, I wanna see how you lose control.”


Die Linie, in der ich stand, löste sich auf und die anderen stellten sich in einem Kreis um mich. Ich hob meinen Blick langsam und begegnete den Überraschten Blick von Blaine.

„So leave it behind ’cause we have a night to get away,
So come on and fly with me as we make our great escape.”


Ich spürte plötzlich Hände überall an meinem Oberkörper und in meinen Haaren. Ich hasste diese Performance, aber hatte ich eine Chance? Nein. 

„So baby don’t worry, you are my only.
You won’t be lonely, even if the sky is falling down.
You’ll be my only, no need to worry.
Baby are you down down down down down,
Down, down.
Baby are you down down down down down,
Down, down.
Even if the sky is falling down.“


Die Traube der Mädchen um mich löste sich auf und nun tanzten sie alle ihre Tanzschritte. Ich musste nur flüchtig mittanzen und die ein oder andere Handbewegung machen. 

„Just let it be, come on and bring your body next to me.
I’ll take you away, hey, turn this place into our private getaway.”


Hannah, eine der neuen, kam aus der Reihe und ich legte eine Hand an ihre Hüfte. Ich musste mich dicht vor sie stellen, lächeln, ganz leicht tanzen und dann wirbelte sie auch schon wieder von mir weg.

„So leave it behind ’cause we have a night to get away,
So come on and fly with me as we make our great escape.”


Zwei Schritte nach links, einer nach Rechts und ein Luftsprung. 

„So baby don’t worry, you are my only.
You won’t be lonely, even if the sky is falling down.
You’ll be my only, no need to worry.
Baby are you down down down down down,
Down, down.
Baby are you down down down down down,
Down, down.
Even if the sky is falling down.“


Ich trat zurück und performte nun mit den Mädchen, während Ellis vorne nun ihr erstes Solo sang. Mir konnte es nur recht sein, wenigstens konnte ich jetzt ein bisschen Tanzen und Speck loswerden. Erst, als sie geendet hatte, machte ich einen Schritt nach vorne und sang das letzte Mal den Refrain.

„Baby don’t worry, you are my only.
You won’t be lonely, even if the sky is falling down.
You’ll be my only, no need to worry.
Baby are you down down down down down,
down, down.
Baby are you down down down down down,
down, down.
Even if the sky is falling down.
And The Sky is Falling Down.”


Ich kniete mich hin, während die Mädels hinter mir schon ihre Pyramide aufgebaut hatten. Diesmal war ich zwar nicht oben, aber davor. Das war bei Liedern Grundsätzlich so. Vollkommen außer Atem sahen wir zu Coach Silvester.
„Langweilig! Da würde mich eine Ameise ja mehr unterhalten als ihr Loser! Und jetzt in die Umkleide mit euch, oder ich lass euch zwanzig Runden laufen!“ Ich schnaufte kurz, gab Blaine ein Zeichen, das ich gleich da würde und verschwand im Umkleideraum der Jungen. Nach unglaublichen zehn Minuten kam ich in normalen Sachen wieder in die Sporthalle, in der Blaine schon geduldig auf mich warte.
„Und? Wie fandest du es?“ Gemeinsam gingen wir Richtung Ausgang.
„Eine Frage, bist du in den New Directions?“ Verwirrt sah ich ihn an.
„Nein, warum?“ Er atmete erleichtert auf und warf mir von der Seite ein lächeln zu.
„Weil wir, wenn du dabei wärst, nicht die leiseste Chance hätten! Deine Stimme ist unglaublich!“ Ich wurde rot und senkte verlegen den Blick. Blaine.. kicherte?
„Glaub mir, Kleiner, gegen Rachel und Finn habt ihr trotzdem nicht den Hauch einer Chance!“ Kurz war er Still und ich dachte, er weist mich wieder auf das ‚Kleiner’ hin, doch das tat er nicht.
„Hm.. Mal schauen. Übrigens, ich hab mir gedacht, wir gehen nach Breadstix?“ 
„Wenn du bezahlst?“
„Immer doch, der Gentleman bezahlt immer.“ Ich war ihm einen amüsierten Blick zu.
„Soll heißen, wir haben ein Date und ich spiele den weiblichen Part?“ Blaine lachte.
„Bin ich eben in einem Cheerleader-Kostüm durch die Sporthalle gehüpft oder du?" Kopfschüttelnd folgte ich ihm zu seinem Auto. 


Als ich am darauf folgenden Tag von meinem Wecker geweckt wurde, stand ich kurz vor einem Ausraster. Warum klingelte dieses blöde Ding schon so früh?! Angepisst zog ich mir die Bettdecke über den Kopf, doch diese wurde mir gleich wieder Entrissen. Ich stöhnte und warf mein Kissen auf den Deckenklauer.
„Finn, raus aus meinem Zimmer“, maulte ich.
„Nichts da! Du hast selber Schuld, wenn du so spät nach Hause kommst.“ Hielt der mir jetzt eine Predigt oder was? 
„Ja, dann bin ich eben Schuld und jetzt lass mich schlafen!“ Ich hörte ihn grummeln.
„Ich wollte dir lediglich sagen, dass du Mom und Burt ausrichten sollst, das ich heute später nach Hause komme. Die New Directions haben einen Auftritt.“ Ich nickte und gähnte noch einmal. 
„Kann ich jetzt weiter schlafen?“
„Nein, du musst dich für die Schule fertig machen“, antwortete er grinsend und verließ mein Zimmer. Das Licht blieb natürlich an.
„Arschloch“, murmelte ich leise und zwang mich aus dem Bett. Es war gestern eindeutig zu spät geworden, aber was konnte ich dafür, das uns um 23 Uhr einfiel, dass es im Kino einen Late-Night Horrorfilm gab? Der Tag an sich war einfach.. Wow gewesen. 
Während ich daran dachte, schlüpfte ich unter die Dusche und machte mich weiter fertig. Als ich allerdings diesmal vor meinem Kleiderschrank stand, wählte ich gezielt Sachen aus; eine normale Jeans und ein lila Hemd.  Es war verdammt komisch, nicht mehr den geschmeidigen Stoff zu fühlen, aber anderseits fühlte es sich auch gut an, Sachen anzuhaben, in denen man sich wohl fühlte. Mit fertig gestylten Haaren ging ich runter und sah Finn alleine am Tisch sitzen.
„Wo sind Mom und Dad?“, fragte ich überrascht und schnappte mir die fertige Kaffeetasse von der Anrichte.
„Die sind gestern Nachmittag weggefahren und kommen wahrscheinlich nachher wieder“, antwortete Finn resigniert und aß weiter sein Müsli. Ich runzelte die Stirn.
„Ich hab nicht gefragt, wann sie wiederkommen, sondern wo sie sind“, sagte ich noch einmal deutlicher. Finn schenkte mir daraufhin ernsthaft einen Wie-kann-man-nur-so-doof-sein Blick. Wenn mir jemals jemand gesägt hätte, dass ausgerechnet Finn mich so ansehen würde, dann hätte ich denjenigen bis zu seinem Lebensende ausgelacht. 
„Kurt, die beiden sind Verheiratet, lieben sich und haben zwei Teenager im selben Haus.“ Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte und starrte ihn nichtscheckend an. Er seufzte. „Alter, die Wände sind verdammt dünn!“ Und jetzt wusste ich, was er meinte. Und das war eindeutig zu viel Info für mein Hirn.
„Okay, ähm, weißt du, ich muss los.. Schule und so..“, murmelte ich und flüchtete förmlich vor Finn. Kein Wunder, dass er das eher gecheckt hatte als ich. Immerhin hatte er eine Freundin und ich wollte nicht wissen, was die beiden taten, wenn sie alleine waren..
Mit gemischten Gefühlen fuhr ich zur Schule. Blaine hatte mir gestern bedauernder Weise gesagt, das er morgen früh direkt zur Schule müsse und wir uns nicht mehr treffen konnten. Dafür wollten wir heute Bowlen gehen und das machte den Tag erträglich.
Ich stieg glücklich aus dem Auto aus und warf mir meine Tasche über die Schulter, als ich mein Handy klingeln hörte. Ich nahm es aus der Tasche und ich sah den Namen Blaine Anderson dort stehen. Welch ein Schicksal.. Sofort legte sich ein sanftes lächeln auf meine Lippen und ich wollte gerade drangehen, da wurde ich unterbrochen.
„Kurt, bist du das?“ Ich sah auf. Santana stand vor mir und sah mich sprachlos an. Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Wer sollte ich sonst sein?“
„Aber.. Wo ist eine Uniform?
„In meiner Tasche, bitte Entschuldige mich kurz.“ Ich ging ein paar Schritte von ihr weg und nahm den Anruf an. „Blaine?“
„Hey Kurt, kann ich dich schnell was fragen?“, ertönte er aufgeregt vom anderen Ende der Leitung.
„Äh, klar, schieß los.“
„Dieses Wochenende hat meine Mutter Geburtstag und sie hat Carole eingeladen.. Möchtest du nicht auch kommen?“ Völlig überrumpelt klappte mir der Mund auf.
„Ähm, sicher, aber das mit heute bleibt?“
„Du meinst unser Date?“ Ich lachte leise.
„Ist es denn eins?“
„Überlass ich dir, ich muss jetzt los, bis nachher!“
„Bye, bis nachher.“ Dann legte ich auf und drehte mich wieder zu Santana um, die mich wütend ansah. 
„War das deine Freundin?“, fragte sie eifersüchtig. 
„Ich hab keine Freundin und ich habe keine Lust, jetzt mit dir darüber zu streiten, ich muss noch was machen.“

Kurz darauf stand ich vor der alt bekannten Tür zu dem Übungsraum der New Directions. Von drinnen hörte ich aufgeregtes Gemurmel. Ich straffte meine Schultern, drückte die Klinke runter und betrat den Raum. Augenblicklich verstummten alle Gespräche und ausnahmslos: jeder sah mich an.
„Kurt? Hast du eine frage wegen Spanisch?“, fragte mich Mr. Shuester verwirrt. Ich lächelte ihn charmant an und schüttelte den Kopf.
„Bald sind Sectionals“, sagte ich munter und lächelte nun die anderen Kids an. „Glaubt ihr wirklich, ihr könnt ohne mich gewinnen?“
„Soll das heißen..“, begann Mercedes, und ich nickte.
„Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gerne zurückkommen.“ Ich grinste in die sprachlosen Gesichter vor mir. Oh ja, und wie Sprachlos sie waren! Ich spürte, wie mir jemand auf die Schulter klopfte und im nächsten Moment wurde ich von allen Seiten umarmt.
„Willkommen Zuhause“, sagte Rachel und knuddelte mich, wie in alten Zeiten. Wenn ich daran dachte, wie sehr ich sie verspottet hatte, bekam ich ein schlechtes Gewissen. Glücklich strich ich ihr über die Haare und bekam prompt einen warnenden Blick von Finn. Ach ja, der gute.. Wir lösten uns wieder voneinander und machten uns auf den Weg zu den Stühlen, als mir einige unbekannte Gesichter auffielen.
„Das sind die Neuzugänge“, erklärte mir Rachel leise, als ich mich neben sie setzte. „Alex, Matheus..“ Ich sah sie mit gerunzelter Stirn an. Matheus? Was ist das den für ein Name? „Er kommt aus Brasilien“, sagte sie, als sie meine Miene sah. Und letztendlich sah sie auf den letzten Jungen. „Und das ist Damian.“ Ich begegnete den Blick von diesem Jungen und ich zuckte heftig zusammen. Seine Augen waren wirklich so kristallblau, es wirkte schon elektrisierend. Und dazu seine wuschligen, braunen Haare mit.. Moment, blonden Strähnchen? Ich wandte den Blick von dem Jungen ab und lachte in mich hinein. Da spielte wohl jemand in meinem Team..

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