20.05.11

Kapitel 6: Confession, kisses and party


Die letzten zwei Tage waren wirklich die schönsten in meinem ganzen Leben! Ich hatte mich mit Blaine getroffen und die Zeit mit ihm war.. magisch! Am Dienstag waren wir schwimmen gegangen (ich bin fast verrückt geworden) und am Mittwoch waren wir klettern! Ich wusste gar nicht, dass es so was in Ohio gibt, aber er hat mich ernsthaft zu einer Kletterwand geschleppt! Zuerst hatte ich richtig Panik, als sie mir diese ganzen Seile an meinen Körper schnürten, aber hinterher merkte ich, wie lustig es war. Einmal war ich jedoch abgerutscht und Blaine hat schnell meine Hand genommen, eher ich von vorne Anfangen musste. Ab da hatte er die ganze Zeit meine Hand gehalten.
Heute ist Donnerstag und ich liege auf meinem Bett. Denke nach, vermisse ihn, denke nach, vermisse ihn.. Worüber ich nachdenke? Über vieles. Der Glee Club! Ich hatte vergessen, dass man auch Spaß im Leben haben konnte und meine neuen, alten Freunde haben meine Erinnerungen aufgefrischt. Auch die Neuzugänge waren Nett. Mit Alex und Matt verstand ich mich super, nur dieser komische Damian kam mir komisch vor. Immer leise, zurückhaltend, aber seine Stimme war einfach hypnotisierend! Aber ich wollte jetzt nicht über Damian nachdenken. Ich hatte andere Probleme, zum Beispiel Coach Silvester: Sie war Ausgeflippt, als sie das mit Glee erfahren hatte. Ich hatte ihr versprochen, für sie zu spionieren, doch nach einem kurzen Gespräch mit Mr. Shue hatten wir abgemacht, das ich sie mit falschen Infos versorge. So blieb ich Headcheerleader, hatte meinen Spaß und jeder war glücklich. Das einzigste Negative an dieser ganzen Sache war, das mein Ruf darunter litt. Zum Teil wegen Glee, zum Teil wegen der Tatsache, das ich verliebt war. Aber genau das hatte mich in den letzten Tagen auch wieder Interessanter gemacht! Alle wollten sie etwas Genaueres von mir wissen und jedes Mal, wenn ich abblockte, wurden sie noch neugieriger! 
Unten klingelte es, doch ich bewegte mich nicht. Es war eh Rachel. Seit wir uns vertragen hatten, traute sie sich öfters her. Ich schätze mal, vorher hatte sie Angst vor mir gehabt. 
Seufzend stand ich auf und sah auf meinen Wecker. Gleich 20 Uhr. Zeit, mich fertig zu machen. Eigentlich sollte ich verdammt nervös und alles sein, aber komischerweise war ich die Ruhe selbst. Ich schnappte mir die Autoschlüssel und ging runter.
„Mom? Ich treffe mich mit Blaine“, rief ich zu ihr ins Wohnzimmer und schon war ich weg. Blaine hatte mir von einem Park in Westerville erzählt, wo wir heute hingehen wollten. Es passte perfekt, denn ich musste ihm unbedingt etwas sagen! 
Nun doch etwas nervös fuhr ich los und malte mir im Kopf auf, was jetzt auf mich zukam. Ich wollte heute bei diesem Treffen endlich sagen, was er für eine scheiß Wirkung auf mich hatte. Ich kannte ihn jetzt schon mehr als einen Monat und seit diesem einen, verflixten Tag dachte ich ununterbrochen daran, diesen Körper mit meinen Händen zu erforschen, ihn zu küssen, ihn.. Stop! Hektisch schüttelte ich den Kopf, als könnte ich damit die Gedanken aus meinem Kopf vertreiben. Was war nur in mich gefahren? Der kleine machte mich echt noch verrückt..
Mit klopfenden Herzen fuhr ich auf den beschriebenen Parkplatz und konnte durch die langsam anbrechende Dunkelheit Blaines Audi TT 8J in meiner nähe stehen sehen. Ich parkte neben ihn und warf einen Blick auf sein Auto. Protzig.. Ich sah auf mein Auto und lachte in mich hinein. Angeberisch..
„Hey, da bist du ja“, wurde ich von meiner Lieblingsmelodie, seiner Stimme, begrüßt. Ich drehte mich um und grinste.
„Hey kleiner.“ Blaine verdrehte die Augen und hielt mir seine Hand hin. Fragend sah ich ihn an.
„Lass uns eine runde Spazieren gehen“, antwortete er auf meine stumme Frage. Unsicher nahm ich seine Hand. Eine Weile gingen wir einfach nur nebeneinander her und ich genoss das Gefühl, das ich gerade hatte.
„Blaine.. Kann ich dich was fragen?“, fing ich vorsichtig an und er lächelte, während er verträumt auf den Weg vor uns sah.
„Frag doch einfach.“
„Bist du schwul?“ Diese Frage kam so schnell über meine Lippen, dass ich es noch nicht einmal anders hätte formulieren können. Das hatte zur folge, das sich ein Rotschimmer auf meine Wangen legte. Blaine wandte den Kopf nun zu mir und grinste.
„Glaubst du, wenn ich Hetero wäre, würde ich mit einem Jungen Händchen halten und ausgehen?“ 
„Uhm.. Nein, nicht wirklich“, antwortete ich leise und wir gingen wieder still nebeneinander her
„Als ich zum ersten Mal bei dir war, hat Mercedes mir doch noch das Video gezeigt“, sagte er schließlich.
„Das hat sie mir gleich am nächsten Tag erzählt.“ Überrascht sah er mich an.
„Wirklich? Wow, dann.. Muss eure Freundschaft ja echt fest sein“ Ich nickte nur, aber ich wollte jetzt nicht über Mercedes oder Videos reden. Es gab wichtigeres. „Kurt.. Kann ich dich auch was fragen?“ Als Antwort sah ich ihn abwartend an. Ein schwaches lächeln huschte über seine Lippen. „Bist du in jemanden verliebt?“ Die Frage kam so schnell und so unvorbereitet, dass ich mich gar nicht darauf vorbereiten konnte. Etwas hilflos sah ich ihn an, dann nickte ich seufzend. 
„Ja, irgendwie schon“, murmelte ich leise und drückte seine Hand etwas. Er verstand nicht..
„Irgendwie?“, fragte er amüsiert, doch ich sah auch Enttäuschung in seinen braunen Augen. Blaine.. 
„Ja, nein, also.. Ja, bin ich. Aber das ist alles so scheiße kompliziert und der Junge.. Müsste echt nicht mehr alle Sinne beisammen haben, wenn er meine Gefühle erwidern würde. Ich bin das größte Arschloch auf Erden, das darauf steht, anderen weh zu tun.“ Wow. Wenn ich das so sagte, klang es wirklich noch schlimmer.. Aber was waren schon meine Chancen? Blaine war so ziemlich das Gegenteil von mir. Aber Gegensätze zogen sich doch an, oder..?
„Warum sagst du es dem Jungen nicht einfach? Dann kannst du sehen, was er davon hält“, sagte er diplomatisch. Ich musste mir ein lachen unterdrücken. Ob er wohl wusste, dass er über sich in der dritten Person sprach? 
„Und wenn ich mich blamiere und mir falsche Hoffnungen gemacht habe?“ Ich sah ihn an. Checkte er denn wirklich nichts? Hatte er die vergangenen Tage wirklich nichts mitbekommen? 
„Weißt du denn, ob er Junge schwul ist?“ Wir setzten uns auf eine Bank, die direkt vor einem kleinen See stand. Der fast vollendete Sonnenuntergang spiegelte sich darin.
„Ja, er hat es mir gesagt“, antwortete ich. Ich warf ihm wieder einen Blick zu, doch er sah nachdenklich aufs Wasser. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er fragte sich, warum ich so viel mit ihm gemacht hatte, wenn ich doch verliebt war. „Blaine“, sagte ich behutsam und legte unsere Hände, welche noch immer ineinander verschlungen waren, auf mein Knie. „Dieser Junge.. Ich kenne ihn noch nicht sehr gut und doch macht es mich jedes Mal verrückt, wenn ich ihn sehe.“ Ein lächeln schlich sich auf meine Lippen. Er erwiderte es irgendwie gezwungen. „Ich weiß nicht, ob es wirklich die große Liebe ist, die es bekanntlich geben soll, aber ich fühle definitiv etwas für ihn.“ Ich beugte mich zu ihm rüber, bis mein Gesicht kurz vor seinem war. Mein Blick war in seine geweiteten Augen gerichtet. „Der Junge, in den ich verliebt bin.. regt sich immer wieder darüber auf, das ich ihn ‚Kleiner’ nenne, weil er einen halben Kopf kleiner ist als ich“, flüsterte ich leise und beobachtete dabei genau seine Reaktion. Zuerst sah er mich irgendwie Teilnahmelos an, dann begannen seine Augen plötzlich zu glitzern.
„Ich bin nur ein ¾ Kopf kleiner als du“, wisperte er leise und schloss die Augen. Ich lachte leise und schloss meine Augen ebenfalls.
„Ist doch egal, oder?“, murmelte ich, bis ich schließlich den letzten Abstand zwischen uns überbrückte und meine Lippen behutsam auf seine legte. Irgendwo in meinem Inneren entstand ein Feuerwerk. Und was für eins! Ich spürte, wie Blaines Hand seinen Weg an meinen Nacken fand, und mich somit noch näher zu ihm zog. Es kam mir vor wie Ewigkeiten, wie wir uns hier küssten, berauscht von dem Gefühl, was wir beide in diesem Moment verspürten. Ich hätte ewig so weitermachen können, doch bald lösten wir uns voneinander und sahen uns etwas sprachlos an.
„Das war.. Wow“, kommentierte ich höchst intelligent. Blaine fuhr sich durch seine kurzen, braunen Locken und grinste mich an.
„Wenn du mir gesagt hättest, dass du so ein verdammt guter Küsser bist, dann hätte ich dich spätestens damals im Hotel attackiert.“ Diesmal küsste er mich und ich machte zur Demonstration laut „Hmmmm“, woraufhin er sich mit einem grinsen wieder von mir löste. Wieder sahen wir uns nur an, bis ich auf meine Armbanduhr sah. Ein seufzen entwich mir.
„Ich sollte langsam nach Hause.. Wenn ich wieder so spät wie gestern nach Hause komme, muss ich mir wahrscheinlich wieder eine Standpauke von Finn anhören.“ Eng aneinandergekuschelt gingen wir durch den Mittlerweile dunklen Park. Immer wieder tauschten wir kleine Küsse aus und sagen nichts. Viel zu schnell kamen wir bei den Autos an, dann hieß es wieder; abschied nehmen.
„Ich seh dich morgen um 18 Uhr bei uns“; sagte Blaine und lächelte schief. 
„Werde da sein.“ Wieder verdanken wir in den Augen des jeweils anderen.. Nur mit Mühe und Not riss ich mich von ihm los und wollte schon auf mein Auto zusteuern, doch Reflexartig griff Blaine nach meiner Hand, wirbelte mich herum und presste seine Lippen zum bestimmt zehnten Mal an diesem Tag auf meine. Seufzend gab ich mich dem Abschiedskuss hin. Eins wusste ich auf jeden Fall; Blaines küsse machten süchtig und ich war bereits maßlos verfallen! 

Kaum war ich wieder Zuhause, raste ich in mein Zimmer hoch, knallte die Tür zu, schmiss mich auf mein Bett und drückte Kurzwahrnummer 2. Gleich nach dem ersten Klingeln wurde abgenommen.
„Hey Schatz, wie ist es gelaufen?“, hörte ich Mercedes ruhig sagen. 
„Ich hab ihn geküsst!“, quietschte ich aufgeregt ins Telefon. Auf einmal fing sie an zu kreischen und ich hörte ein Piepen. Plötzlich hörte ich 3 verschiedene Mädchenstimmen.
„Und? Wie war es?“, fragte mich Rachel plötzlich und plötzlich schoss mir ein Bild von ihr ins Auge, wie sie aufgeregt auf und abhüpfte.
„Es war.. ich weiß nicht. Komisch“, antwortete ich nachdenklich.
„Komisch? War es gut oder schlecht?“, fragte nun Tina. Ich schmunzelte.
„Also schlecht war es nicht, aber es waren so viele und..“
„Moment! Wie oft habt ihr euch geküsst?“, fragte Mercedes aufgeregt. Ich schloss die Augen und fing stumm an zu zählen. Eins, zwei, drei, vier, fünf..
„Dreiundzwanzig Mal.“ Dann redeten sie alle durcheinander.
„Dreiundzwanzig Mal und das nach dem ersten Kuss? Gott, ich werde auch schwul..“ Ich überlegte, was passieren würde, wenn ich Finn erzählen würde, was seine Freundin gerade gesagt hatte.
„Rachel, wann bist du eigentlich wieder gegangen?“, fragte ich stattdessen.
„Ähm, Kurt, schon mal auf die Uhr geguckt?“ Ich sah auf meinen Wecker und bekam fast einen Anfall. Halb zwölf?!
„Mein Vater lyncht mich..“
„Und wir drei hübschen müssen uns auch gleich schlafen legen. Wir sehen uns morgen und du erzählst alles Haargenau, verstanden?“
„Verstanden.“
„Gut, dann Tschüss!“
„Tschau Kurt!“
„Byebye!“ 

Der Freitag ging schleppend langsam vorbei und  im Unterricht konzentrierte ich mich kaum. Meine Gedanken hingen schon am Nachmittag. Bei Sallys Geburtstagsfeier. Wie sollte ich Blaine gegenüber treten? Oh Gott.. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich hatte ihn echt gesagt, das ich was für ihn empfinde – und er hat es nicht einmal erwidert! Langsam schlichen sich Zweifel bei ihm ein. War ich jetzt mit ihm zusammen? Ich raufte mir die Haare und zuckte sofort zusammen. Verdammt! Meine Frisur ist hin!
Nach einer endlosen Französischstunde war ich dann endlich von meinen Qualen befreit. Ich räumte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zu meinem Auto, doch natürlich stellte sich jemand in meinen Weg. Santana.
„Was gibt es?“, fragte ich desinteressiert und ging an ihr vorbei.
„Hey, warte! Also.. Was machen wir das Wochenende?“ Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, eher sich ein diabolisches Grinsen auf meinen Lippen ausbreite.
„Ich hab schon was vor“, antwortete ich. Sie kniff die Lippen zusammen.
„Können wir anderen nicht mitkommen?“ Ich grinste immer mehr.
„Tut mir Leid, San, aber ich glaube nicht, dass ich jemanden dabei haben möchte.“ Sie verstand sofort die Zweideutigkeit meiner Worte und wurde rot vor Zorn.
„Du triffst dich mit deiner Freundin?“, fragte sie zickig. Ich schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf.
„Ich habe keine Freundin, Santana.“ Sie entspannte sich kaum merklich.
„Also hast du nur eine für ein paar Nächte, ja?“ Wieder ein Kopfschütteln.
„Aber.. Wo bist du dann sonst?“
„Auf der Geburtstagsparty von Sally.“ Santana sah mich verdutzt an.
„Sally? Wer ist Sally? Kenn ich sie? Wo wohnt sie? Auf welche Schule geht sie?“ Ich grinste sie an und zuckte mit den Schultern.
„Sally ist Sally, ob du sie kennst, weiß ich nicht. Sie wohnt hier in Ohio und auf welche Schule sie.. ging, weiß ich auch nicht.“ Anscheinend merkte sie das ‚ging’ nicht, denn sie grübelte angestrengt weiter, bis wir schließlich bei meinem Auto ankamen.
„Okay, jetzt entschuldige mich, ich muss mich noch fertig machen.“ Ich sprang in mein Auto, warf die Schultasche auf den Rücksitz und fuhr nach Hause. 

„Mom, das ist doch nur eine Geburtstagsparty“, sagte ich entsetzt und sah mein Spiegelbild an. Das konnte doch echt nicht ihr Ernst sein, wo würde ich nicht auf die Straße gehen! Und nach Blaine erst Recht nicht!
„Es ist eine Abendparty, Kurt, und da zieht man sich so an“, sagte sie und sah prüfend auf meine Krawatte. Sie hatte eine halbe Stunde überlegt, ob sie rot oder blau sein sollten. Schließlich hatte sie sich für die Rote entschieden
„Ich sehe aus wie ein Lackaffe“, sagte ich schmollend, wie ein kleines Mädchen. Wer ging schon in so einem scheiß Anzug auf einen Geburtstag? Abendparty hin oder her!
„Du siehst gut aus, Schatz, und jetzt lass uns losfahren!“ Carole richtete noch einmal meine Krawatte und zog mich dann aus meinem Zimmer.
„Warte Carole“, sagte ich plötzlich und hielt an. Sie seufzte und drehte sich zu mir um.
„Kann ich mich einmal nach meinem Geschmack anziehen und du sagst dann, ob ich so gehen kann?“ Misstrauisch zog sie ihre Augen zusammen. Immerhin war sie mit mir jetzt eine Stunde in meinem Zimmer gewesen.
„Du hast zehn Minuten.“ Das reichte! Ich verschwand wieder in meinem Zimmer, hüpfte aus meiner Hose, während ich meinen Sakko auszog und die Krawatte wegwarf. Dann öffnete ich den Kleiderschrank, den ich sonst nie öffnete. Ein Paradies von Designerklamotten strahlte mir entgegen. Ich nahm mir gezielt die neuste Jeans, die ich mir geholt hatte. Eine der engsten, die ich besaß. Noch dazu war sie tiefschwarz, also passte es. Ich zog sie an und warf mir schließlich wieder mein Hemd über. Die ersten beiden Knöpfe ließ ich absichtlich offen. Zu guter Letzt schlüpfte ich wieder in meinen Sakko, den ich allerdings offen ließ. Zufrieden betrachtete ich mich in meinem Spiegel. Wenn ich nicht ich gewesen wäre, hätte ich mich glatt Verliebt! Okay, das war jetzt selbst für meine Verhältnisse eingebildet gewesen.. Aber alleine schon meine Haare! Schön zurückgekämmt und nur eine Strähne viel mir Frech ins Gesicht. Oh ja, wie der King unter den Homos!
„Bist du jetzt fertig?“, hörte ich Carole ungeduldig von draußen. Ich grinste voller Vorfreude und öffnete die Tür. Carole klappte die Kinnlade herunter. Wow, ich hatte sogar auf ältere Frauen diese Wirkung.. Sollte ich das abstoßend oder als Kompliment nehmen? Ehm..
„Wow, du, äh..“ Okay, es war komisch. 
„Also, fahren wir dann jetzt los?“, fragte ich aufgedreht und konnte es plötzlich nicht mehr abwarten, Blaine zu sehen.

Pünktlich um 18 Uhr kamen wir an. Ich hatte ganz vergessen, dass Sally auch hier in Ohio wohnte. Anscheinend waren Blaines Eltern geschieden. Ich stieg aus dem Auto aus und sofort stach mir Blaines Auto entgegen. Mein Herzschlag verdoppelte sich. 
„Kurt, kommst du?“ Ich schüttelte schnell den Kopf und folgte Carole zur Tür. Sofort wurde die Tür aufgerissen und Sally stand fröhlich vor uns. Zuerst begrüßte sie Carole mit einem Küsschen auf die Wange, dann wandte sie sich an mich.
„Kurt, du siehst einfach bezaubernd aus. Hach, noch einmal jung sein.“ Auch mir hauchte sie einen Kuss auf die Wange, was ich schweigend hinnahm. Ich war das von Mädchen gewöhnt. „Blaine? Kommst du bitte?“, rief sie über ihre Schulter. Sofort trat er aus einer Tür. Mein erster Impuls, als ich Blaine sah, war, ihn gegen die nächstbeste Wand zu drücken und ihn so lange zu küssen, bis er wegen Atemnot zusammen brechen würde. Mein zweiter Impuls war, mit ihm über den vergangenen Tag zu reden und mein dritter Impuls.. war absolut nicht mehr Jugendfrei und gehörte nicht auf die Geburtstagsparty seiner Mutter. Er sah in diesem Anzug mehr als heiß aus! Das sollte schon verboten gehören!
 Als mein Blick seinen begegnete, sank mein Herz in die Hose. Er sah mich so betreten Gleichgültig an, das es fast schon wehtat.
„Carole, du siehst wunderschön aus“, sagte er mit einem lächeln und gab ihr einen Kuss auf die Hand. Carole wurde rot. Dann wandte er sich an mich und sein lächeln wurde irgendwie gezwungen.
„Hey Kurt.“ Er hielt mir seine Hand hin. Ich nickte nur und ergriff sie stumm. 
Die Feier war für mich die reinste Katastrophe. Während die anderen um mich herum blendende Laune hatten, saß ich am Tisch und stopfte mir aus Frust einen Kuchen nach dem anderen in den Mund. Ich wurde aus Blaines verhalten nicht schlau. Was sollte das? Machte ihm das Spaß, mich so zu verletzen? Wars das jetzt? Ein Kuss und Ende der Geschichte? Und ich hatte mich so zum Volltrottel gemacht.. Hatte ihn mein Herz praktisch auf einem Silberteller serviert! Er hatte es angenommen, gelächelt und es danach mit voller Wucht gegen die Wand geworfen. Gott.. Fühlte sich so echt Liebeskummer an? Ich wurde immer verweichlicher..
„Wir helfen Sally noch beim Aufräumen, okay?“ Carole stand plötzlich neben mir und grinste mich an. Erst jetzt merkte ich, dass die ganzen anderen Gäste schon weg waren. Wow, war ich so tief in meinem Selbstmitleid versunken gewesen?
„Ich bring die Gläser in die Küche“, murmelte ich, schnappte mir ein paar Gläser von Tisch und räumte sie in den Geschirrspüler. Seufzend drehte ich mich um und schnappte im selben Moment noch nach Luft. Ich wurde hart zurückgedrückt und spürte deutlich die Theke in meinem Rücken. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich zu Blaine, der so dicht bei mir stand, dass ich mich kaum traute zu Atmen. 
„Wie.. kannst du.. in so einem Aufzug.. Hier her kommen?“, fragte er mit zusammen gepressten Zähnen. 
„Ich.. was?“, fragte ich und meine Stimme überschlug sich.
„Den ganzen verdammten Abend musste ich dich sehen und konnte dich nicht berühren! Weißt du wie dermaßen scheiße das war?“ Eher ich etwas erwidern konnte, spürte ich seine Lippen auf meine. Es war anders als gestern. Diesmal drückte er sich hart gegen mich und aus Reflex setzte ich mich unbeholfen auf die Theke. Für Blaine war das nun umso besser, denn er vertiefte den Kuss nur. Plötzlich spürte ich, wie eine Zunge über meine Lippen strich. Leise aufseufzend öffnete ich meinen Mund und wurde gleich von Blaine in ein heißes Zungenspiel verwickelt. Mit meinen Händen fuhr ich ihm durch die Haare und krallte mich dort fest, während seine Hände damit beschäftigt waren, mich um meine Hüften festzuhalten. Plötzlich löste Blaine den Kuss auf und kurz darauf spürte ich seine Lippen an meinem Hals. Ein leises Stöhnen entwich mir und ich legte den Kopf zur Seite. Auf einmal merkte ich, wie er sich an einer bestimmten Stelle festsaugte. Verdammt, Blaine! Du willst mir doch nicht.. 
Wir fuhren erschrocken zusammen, als wir hörten, wie viele Teller klapperten und geräuschvoll auf den Boden vielen. Es gab ein lautes krachen und Sally und Carole standen bleich an der Tür, die zur Küche führte. Nicht gut, gar nicht gut.. Blaine ließ von mir ab und wirbelte zu seiner und meiner Mutter herum. Peinlich berührt rutschte ich von der Ablage und legte mir eine Hand auf meinem Hals! Verdammt, das würde ein fetter Knutschfleck werden!
Eine unangenehme Pause entstand und jeder starrte jeden geschockt an, bis Sally etwas sagte.
„Blaine.. Was..?“ Auch wenn es nicht viel war.
„Wie’s scheint, wirst du auf leibliche Enkelkinder verzichten müssen“, antwortete er trocken. Dann wandte sich Carole an mich.
„Ich dachte, du hast..?“
„Warum glaubst du, habe ich euch nie ein Mädchen vorgestellt?“ Ich lächelte sie entschuldigend an. Wie in Zeitlupe wandten sich die Köpfe der beiden Frauen zueinander und stumm sahen sie sich in die Augen. Plötzlich fingen beide gleichzeitig an zu kreischen.
„Oh mein Gott! Du könntest die Schwiegermutter von Blaine werden!“
„Und du die von Kurt!“ Sprachlos und mit offenem Mund sah ich von den beiden zu Blaine, der nicht minder geschockt aussah als ich selbst.
Frauen!

Zum Glück war am nächsten Tag Samstag, denn ich hatte ein gewaltiges Problem, welches sich Knutschfleck nannte. Egal wie viel Make-up ich draufknallte – es schimmerte durch! Wie sollte ich so vor meinen Vater herumgehen? Oder vor Finn? Die beiden wussten es ja noch nicht und Carole hatte versprochen, zu schweigen wie ein Grab. Anscheinend hatte die es ja ganz gut aufgenommen. Seufzend wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und dachte nach. Wie sollte es jetzt weitergehen?

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